Nur jeder neunte 65-Jährige ist berufstätig

LINKE wirbt für Bündnis mit Gewerkschaften und Sozialverbänden gegen die Rente mit 67

  • Lesedauer: 3 Min.
Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen es: Kaum ein Beschäftigter arbeitet bis zum Renteneintrittsalter von derzeit 65 Jahren. LINKEN-Chef Klaus Ernst fordert nun ein Bündnis gegen die geplante Einführung der Rente mit 67.

Wiesbaden/Berlin (dpa/ND). Die große Mehrheit der Beschäftigten schied im vergangenen Jahr zwischen 58 und 64 Jahren aus dem Berufsleben aus und damit schon vor dem heute geltenden gesetzlichen Rentenalter, das bald um zwei Jahre angehoben werden soll. Während noch knapp 90 Prozent der 50-Jährigen 2009 einer Beschäftigung nachgingen, war nur noch knapp jeder vierte 64-Jährige am Erwerbsleben beteiligt, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte.

Von den 65-Jährigen waren es nur 11,6 Prozent. »Menschen über 65 Jahre stehen nur noch relativ selten im Erwerbsleben, wenn auch teilweise bis in ein hohes Alter«, erklärten die Statistiker.

Allerdings arbeiten heute deutlich mehr ältere Menschen als noch vor zehn Jahren. Zwischen 1999 und 2009 stieg die Erwerbsquote der 58- bis 64-Jährigen nach den Angaben der Statistiker um mehr als zehn Prozentpunkte, bei den 60- bis 62-Jährigen sprang der Anteil sogar um mehr als 20 Prozentpunkte. Eine wichtige Rolle für das Ruhestandsalter spiele die berufliche Qualifikation: »Besser qualifizierte Personen arbeiten in der Regel länger und die Qualifikation älterer Menschen steigt.« Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) hatte kürzlich vorgerechnet, dass das durchschnittliche Renteneintrittsalter von 62,3 Jahren zu Beginn des Jahrtausends auf 63,2 Jahre im vergangenen Jahr gestiegen sei.

Nach der Statistik schied nur jeder Zweite, der 2009 in Deutschland im Ruhestand war, tatsächlich wegen seines Alters aus dem Arbeitsleben aus. Mehr als jeder vierte Ruheständler hatte seine Erwerbstätigkeit schon vor Erreichen der Altersgrenze aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Weitere 22,2 Prozent nutzten Vorruhestandsregelungen oder waren direkt aus der Arbeitslosigkeit in den Ruhestand gegangen.

In Deutschland soll von 2012 an schrittweise die Rente mit 67 eingeführt werden – um wegen der steigenden Lebenserwartung die Beitragszahler zu entlasten. Gewerkschaften, Sozialverbände und Linkspartei lehnen das Vorhaben ab. So wirbt die LINKE nun für ein breites Bündnis, um die Rente mit 67 noch zu verhindern. Gemeinsam mit Gewerkschaften und Verbänden müsse dieser »Unfug« gestoppt werden, forderte Parteichef Klaus Ernst am Dienstag in Berlin. Eine Verlängerung der Lebensarbeit sei weder demografisch noch sozial zu rechtfertigen. Bereits heute gehe die Hälfte aller Beschäftigten mit Abschlägen in den Ruhestand. Dies sei für viele Ruheständler kaum zu verkraften. Durch eine weitere Verschärfung werde auf breiter Front Altersarmut programmiert, so Ernst.

Als »Mogelpackung« bezeichnete der Links-Abgeordnete Matthias Birkwald den SPD-Vorschlag, die Einführung der Rente mit 67 zu verschieben und von bestimmten Bedingungen abhängig zu machen. Damit werde an dem Ziel festgehalten, die Menschen länger in Arbeit zu halten. Vor dem für November angekündigten Überprüfungsbericht der Bundesregierung zur Rente mit 67 beriet die LINKE in Berlin mit Personalvertretern und Wissenschaftlern über die Beschäftigungslage von älteren Arbeitnehmern.

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