nd-aktuell.de / 22.09.2010 / Brandenburg / Seite 12

Ein Dreisitzer für die Malediven

Kleine Frankfurter U-Boot-Firma Nemo Tauchtouristik reagiert auf Kundenwünsche

Steffi Prutean, dpa

Eigentlich wollte sie nie einen Dreisitzer bauen. Nun gab die Frankfurter Firma Nemo Tauchtouristik GmbH & Co. KG aber doch Kundenwünschen nach. Das erste U-Boot, in dem neben dem Piloten zwei Gäste Platz haben, geht noch in diesem Monat auf weite Reise.

»Da kommt die Blubberblase!« An der kleinen Tauchstation am Frankfurter Helenesee ist die Spannung spürbar. Langsam schieben sich zwei Glaskuppeln aus dem Wasser. Die Herbstsonne scheint in die strahlenden Gesichter zweier Männer: Thomas Breinig, Pilot des U-Bootes »Nemo 101«, bringt einen Fahrgast aus den Tiefen des Sees wieder an Land. Seit zwei Jahren haben »Nemo 100« und »Nemo 101«, die beiden in der Oderstadt gebauten U-Boote, an die 700 Tauchfahrten mit jeweils einem Touristen an Bord absolviert, in deutschen und Schweizer Gewässern. Nun kommt das orange-weiße Boot erstmals als Dreisitzer auf den Markt, und zwar auf Kundenwunsch.

Ursprünglich sollten die Boote neben dem Piloten nur einem Gast Platz bieten. »Wir wollten nie ein Dreier-Boot bauen und haben uns nur auf Drängen der Kunden dazu entschlossen«, erläutert Jürgen Herrmann, einer von drei Geschäftsführern der Firma Nemo Tauchtouristik. Oft fragten Paare an, wollten Touristen gern in Begleitung einer zweiten Person abtauchen, beschreibt er die bisherigen Erfahrungen mit den beiden firmeneigenen U-Booten. Das kleine Unternehmen reagierte. Es konstruierte und baute seinen ersten Dreisitzer. »Dennoch sollen es individuelle Fahrten bleiben«, betont Herrmann. Größere Touristen-U-Boote seien nicht geplant.

Nicht nur der Dreisitzer ist eine Premiere. Das Boot ist zudem für einen Liegeplatz auf den Malediven bestimmt. Ein deutscher Unternehmer hat »Nemo 102« gekauft und bringt das mit Elektromotoren betriebenen Gefährt auf die Inselgruppe, wie Herrmann erzählt. Dort soll das U-Boot Urlaubern Ausblicke auf bizarre Unterwasserwelten ermöglichen. Eins der beiden Frankfurter Zwei-Mann-Boote war bereits 2009 als Charterboot dort im Dienst und wird nun gegen den Dreisitzer ausgetauscht. Der Helenesee bei Frankfurt (Oder), ein einstiger Tagebau, gehört zu den saubersten Seen in Brandenburg.

Gerade im September und Oktober müsste die Sicht gut sein, sagt U-Boot-Pilot Breinig. Doch diesmal sind es nur drei bis vier Meter. Dennoch schwärmt Fahrgast Rainer Schneevoigt aus Berlin von der Tour, die er zu einem runden Geburtstag als Geschenk bekam. Er berichtet von altem Baumbestand, Barschen im Schilfgürtel und einem Auto auf dem Seegrund: Es dient Feuerwehr und Polizei für Übungszwecke. Wie Schneevoigt hält auch Annett Müller aus dem thüringischen Ohrdruf das Diplom eines U-Boot-Copiloten in den Händen. »Ich bin bisher auf allen U-Booten gewesen, die man besichtigen kann«, schwärmt die Büroangestellte. »Diese Tauchfahrt aber war einfach genial.« Die Tour geselle sich zu anderen Abenteuern, die Müller bereits absolviert hat. So sei sie allein durch die Wüste gezogen und habe die Cheopspyramide jenseits der Touristenpfade »inspiziert«. Angst vor dem Tauchgang hatte sie wie auch Schneevoigt nicht. »Jeder Pilot will nach Hause«, sagt der Berliner lächelnd.