nd-aktuell.de / 25.09.2010 / Sport / Seite 14

Boll und Kollegen zur Haaranalyse

Erfolgreiche Männermannschaft musste bei EM nicht zur Dopingkontrolle

In der Dopingaffäre um Nationalspieler Dimitrij Owtscharow geht der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) in die Offensive. Der Verband schickt auch Rekordeuropameister Timo Boll (Düsseldorf) und andere Profis zur Haaranalyse. DTTB-Präsident Thomas Weikert sagte, dass alle Kadermitglieder und die gesamte Delegation, die im August bei den China Open waren, überprüft werden sollen. Owtscharow war in der A-Probe positiv auf das Dopingmittel Clenbuterol getestet worden. Nach seiner Auffassung könnte die Substanz in China bei einer Fleischmahlzeit in seinen Körper gelangt sein.

Von den Sportlern sollen neben Owtscharow und Boll unter anderem EM-Finalist Patrick Baum, der EM-Dritte Christian Süß (beide Düsseldorf) und Ex-Europameisterin Jiaduo Wu (Kroppach) getestet werden. »Die Haaranalyse soll der Wahrheitsfindung dienen. Ich werde auch eine Probe abgeben«, erklärte Weikert. »Die Nationale Anti-Doping-Agentur und das Biochemische Institut in Köln haben uns eine solche Maßnahme empfohlen«, sagte der DTTB-Chef, der als Vizepräsident des Weltverbandes ITTF das Turnier in China besucht hatte.

Owtscharow war bei einer Trainingskontrolle am 23. August kurz nach den China Open positiv auf Clenbuterol getestet worden. Der Sportler bestreitet die Vorwürfe und will unter anderem mit Hilfe einer Haaranalyse seine Unschuld beweisen. Dem Weltranglisten-13. droht eine zweijährige Sperre. Mit der Haaranalyse kann festgestellt werden, ob jemand über einen längeren Zeitraum Clenbuterol zu sich genommen hat. Nach Angaben von Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig hat es auch bei anderen deutschen Athleten nach der Rückkehr aus China Dopingkontrollen gegeben, die alle negativ gewesen seien.

Unterdessen wurde bekannt, dass es bei den Europameisterschaften in Ostrava in der vorigen Woche keine Dopingkontrollen gegeben hat. Weder der Triple-Sieger Boll noch die anderen deutschen Männer sind als mehrfache Medaillengewinner untersucht worden.

dpa