nd-aktuell.de / 27.09.2010 / Brandenburg / Seite 13

Keine Rettung für Liebig 14 in Sicht

Räumungsbedrohtes Hausprojekt in Friedrichshain will künftig mit Aktionen auf der Straße Druck machen

Ulrich Peters
Akut Räumungsbedroht: Das Hausprojekt Liebigistraße 14 in Friedrichshain
Akut Räumungsbedroht: Das Hausprojekt Liebigistraße 14 in Friedrichshain

Die Hoffnung der Bewohner der Liebigstraße 14 ist verflogen. Auf eine einvernehmliche Lösung am Runden Tisch, an dem sich der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, Vereine, die Eigentümer Suitbert Beulker und Edwin Thöne beteiligen wollten, hatten sie für die Rettung ihres räumungsbedrohten Wohnprojektes gesetzt. Doch die Euphorie, die Anfang des Jahres noch da war, ist weg. »Wir sind nicht länger bereit, uns für nichts zu treffen«, erklärt Benjamin Beutler, ein Bewohner der Liebig 14, wie das Projekt in Kurzform genannt wird. Dass der Runde Tisch ein Flop wird, deutete sich allerdings bereits nach dem ersten Treffen an: die Eigentümer des Hauses waren gar nicht erschienen.

Heute, neun Monate und sechs Tische später, hat sich weiter nichts bewegt. Das Fazit der Bewohner zu den Bemühungen des Bezirksbürgermeisters Franz Schulz (Grüne), die Räumung abzuwenden, fällt dementsprechend nüchtern aus: »Das Engagement blieb weit hinter den Möglichkeiten des Bürgermeisters«, meint Benjamin Beutler, der sich zumindest mehr Druck auf den Liegenschaftsfonds und den Senat von Seiten des Bezirks gewünscht hätte. Doch richtiger Einsatz sowie einen klar erkennbaren politischen Willen für den Verbleib des Hausprojektes am jetzigen Ort war nach Meinung der Bewohner nicht zu erkennen. Auch auf Lösungsvorschläge seitens der Bewohner wurde nicht eingegangen.

Stattdessen erhielten die ehemaligen Hausbesetzer ein Angebot für ein Ausweichobjekt in einem Pankower Plattenbauviertel. »Wir lassen uns aber nicht aus dem Innenstadtbereich drängen«, sagt Beutler. Darin seien sich alle Bewohner der Liebig 14 einig. Sie wollen nach dem Verlassen des Runden Tisches nun die frei gewordene Energie wieder in Öffentlichkeitsarbeit stecken, die auch auf der Straße sichtbar werden soll. Schließlich geht es nicht nur um den Erhalt des eigenen Projekts. »Was uns bedroht, ist das, was tausende Mieter in Berlin betrifft«, stellt Beutler heraus. So soll in den Protesten eine klare Positionierung zu den Stadtumstrukturierungsplänen des rot-roten Senats und eine damit zwangsläufig einhergehende Verdrängung gerade einkommensschwächerer Bevölkerungsteile in den Fokus rücken.

Eine Chance, sich über diese Entwicklung mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten auszutauschen, bestand auf dem vergangene Woche in Berlin stattgefundenen Intersquat-Festival. »Auch wenn der Anteil der Berliner Projekte gering war, können der Austausch und die dort geknüpften internationalen Kontakte mit anderen Squats als Erfolg gewertet werden«, findet die Liebig-Bewohnerin Camille Chevallier. Rund 200 Menschen zeigten am 13. September im Rahmen des Festivals auf einer Demonstration lautstark ihre Solidarität mit dem Hausprojekt und auch die Bewohner gingen lieber auf die Straße als erneut zum Runden Tisch. »Kein Gerede – nur die Tat« lautete das Motto der Demonstration, welches sich besonders auch an den Senat richtete, von dem die Liebig 14 endlich Taten sehen will anstatt ergebnisloser Gespräche.

liebig14.blogsport.de[1]

Links:

  1. http://liebig14.blogsport.de