nd-aktuell.de / 06.10.2010 / Unten links / Seite 1

Unten links

Westler wissen wenig vom Osten. Sie halten Schott & Genossen für eine hartnäckige Widerstandsgruppe der SED und die Osteoporose für eine Pflanzenzüchtung der DDR. In einem Punkt aber kommt man einander nun näher: Auch im Westen wächst die Nostalgie, das stellen Münchner Soziologen fest. Man spricht von wachsendem Interesse für altmodischste Einrichtungen in Restaurants, Wohnungen und Hotels. Besonders würden alte Haushaltssprüche auf Handtüchern, Essbrettchen und Sofakissen boomen. Aber die meisten Sprüche Urgroßvaters sind doch gar nicht altmodisch, sondern prickelnd modern. »Einzig die Arbeit adelt den Menschen.« Stimmt: von wegen. »Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.« Stimmt auch: Es gibt immer eine Suppe auszulöffeln, die andere einbrockten. »Eine Hand wäscht die andere.« Stimmt: So wird der Dreck weitergegeben. »Beim Essen redet man nicht.« Stimmt: Noch ins Gras beißt der Deutsche, nach alter Tradition, gern schweigend. hades