nd-aktuell.de / 15.10.2010 / Politik / Seite 14

KZ-Gedenkstätte Laura droht das Aus

Spekulationsvorwürfe gegen Evangelische Kreditgenossenschaft

Im Außenlager Laura des KZ Buchenwald wurden von 1943 an in unterirdischen Anlagen V2-Raketen montiert und getestet. In 19 Monaten kamen rund 2600 Häftlinge nach Laura bei Schmiedebach (Thüringern), 560 von ihnen starben. Seit dem Jahr 1994 gibt es dort eine Gedenkstätte – aber wie lange noch?

Schmiedebach (dpa/ND). Um das ehemalige Buchenwald-Außenlager Laura im Kreis Saalfeld-Rudolstadt ist ein Streit entbrannt. Die SPD-Landrätin Marion Philipp wirft der Evangelischen Kreditgenossenschaft in Kassel vor, mit dem Grundstück der Gedenkstätte auf hohe Gewinne zu spekulieren. »Das ist eine Unverschämtheit. Der KZ-Gedenkstätte droht das Aus, wenn wir nicht bald eine Lösung finden«, sagte Philipp am Donnerstag der dpa. Mehrere Zeitungen hatten über den Fall berichtet. Der Landkreis hatte bisher vergeblich versucht, das Grundstück zu kaufen. Es gehört derzeit der Bank, nachdem der Vorbesitzer Insolvenz anmelden musste.

680 000 Quadratmeter

In dem Außenlager des KZ Buchenwald wurden von 1943 an in unterirdischen Anlagen V2-Raketen montiert und getestet. In 19 Monaten kamen rund 2600 Häftlinge nach Laura bei Schmiedebach. 560 Menschen starben an den Folgen der unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen oder wurden ermordet. Seit 1979 gibt es in dem einstigen Lager eine Gedenkstätte, die seit 1994 vom Kreis getragen wird. Die Treuhand hatte dennoch das 680 000 Quadratmeter große zugehörige Grundstück in den späten 1990er Jahren an einen Landwirt verkauft. Seit der Investor im Jahr 2007 Insolvenz anmelden musste, versucht der Kreis das Gelände zu kaufen, sagte Philipp. Der Kreis habe der Bank entsprechend eines Gutachtens 16 000 Euro für einen Teil des Geländes geboten. Die Bank sei darauf nicht eingegangen – stattdessen habe sie 40 000 Euro gefordert.

Lenkt die Bank ein?

Das bestreitet Katja Löhndorf von der Bank. »Dass wir auf den Vertrag noch nicht eingehen konnten, hatte nichts mit Geld zu tun«, sagte sie der dpa. Es hätten erst rechtliche Fragen geklärt werden müssen. »Aus juristischer Sicht ist das Herauslösen nicht so einfach, wie wir gedacht haben.« Inzwischen sei das Problem aber zu 80 Prozent gelöst. »Wir haben kein Interesse, mit dem Grundstück Gewinne zu erzielen. Wir freuen uns, dass sich die Landrätin dort so engagiert einsetzt.« Die Bank werde dem Kreis entgegenkommen und bald ein Angebot unterbreiten.