Der Sibirier

Sergej Sobjanin - Moskaus neuer Oberbürgermeister wird heute von der Stadtduma bestätigt.

  • Lesedauer: 2 Min.

Das Amt sei »eine »schwere Last, die Sie jedoch schultern können«. Mit diesen Worten hatte Russlands Präsident Dmitri Medwedjew Vizepremier Sergej Sobjanin dessen Ernennung zum Oberbürgermeister Moskaus mitgeteilt. Am heutigen Donnerstag wird die Stadtduma die Wahl bestätigen. Daran besteht kein Zweifel, denn 32 der 35 Abgeordneten gehören der Regierungspartei »Einiges Russland« an, auf deren Vorschlagsliste Sobjanin ganz oben stand.

Seither beschäftigt die Kreml-Astrologen vor allem eine Frage: Ist Sobjanin ein Mann des Präsidenten oder steht er Regierungschef Wladimir Putin näher? Zwar leitete er 2008, als Medwedjew für das Präsidentenamt kandidierte, dessen Wahlkampfstab. Ausgesucht aber hatte ihn Putin, der ihn danach zu seinem Kabinettschef ernannte.

Geboren wurde Sobjanin vor 52 Jahren in einem nordwestsibirischen Dorf, dessen Bewohner vor allem von Rentierzucht und Pelztierjagd lebten, bis Anfang der 70er in ihrer Region große Öl- und Gasvorkommen entdeckt wurden. Sobjanin lernte daher Schlosser, fing in einem Rohrwalzwerk an, arbeitete sich zum Meister hoch, wurde Komsomol- und Parteifunktionär. 1989 schloss er ein Jura-Fernstudium ab, zwei Jahre später war er bereits Bürgermeister der Ölstadt Kogalym. Es folgten Leitungsfunktionen im heimatlichen Autonomen Bezirk der Chanten und Mansen, der ihn 1996 in den russischen Föderationsrat entsandte. Als Gouverneur des Gebiets Tjumen ab 2001 beeindruckte er Putin derart, dass der ihn 2005 als Chef der Präsidialverwaltung – Nachfolger Medwedjews – nach Moskau holte. Russlands Zukunft, lautete die Begründung, liege in Sibirien, Schlüsselstellen müssten daher mit Sibiriern besetzt werden.

Zwar nörgeln manche, Moskau sei nicht Tjumen, Sobjanin mit Lösungen für Verkehrschaos, Umweltprobleme und krasse soziale Unterschiede in der russischen Hauptstadt also überfordert. Das sei nicht seine Aufgabe, halten andere dagegen. Er solle doch nur dem Kandidaten des Kremls bei den Präsidentenwahlen 2012 in Moskau die nötige Mehrheit sichern. Besonders kühne Propheten wagen gar die Behauptung, Putin werde bei diesen Wahlen Sobjanin gegen Medwedjew ins Rennen schicken. Irina Wolkowa, Moskau

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