Geburtstagsfest ohne Brandenburg-Hymne

Festakt am 26. Oktober als Schlusspunkt der Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen des Bundeslandes

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn Brandenburg ein Auto wäre, dann wäre es ein einfaches, mit dem man überall hinfahren könnte. Diese nachdenklich-poetischen Gedanken äußert ein Mädchen in einem Videoclip, der anlässlich des 20. Geburtstages von »Neu-Brandenburg« von Jugendlichen gedreht worden ist.

Der Kurzfilm unter der Regie von Jung-Filmemacherin Susanne Hassepaß ist Bestandteil des umfangreichen Jubiläums-Programms, das Brandenburg derzeit regelrecht abarbeitet. Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) stellte gestern das Finale vor, welches in einer großen Geburtstagsgala am 26. Oktober gipfeln soll.

Der Präsident – historisch beschlagen und um Korrektheit bemüht – stellte eingangs klar, dass Brandenburg keineswegs erst 20 Jahre alt sei, sondern dass 1990 eine Art Wiederentdeckung dieses Landes erfolgte. Als »Mark Brandenburg« hatte die Gegend schon im ausgehenden Mittelalter eine politische Rolle in Europa gespielt.

Doch vor allem der vorerst letzte Abschnitt der brandenburgischen Geschichte, also der seit dem Mauerfall, sollte bei den Feiern Beachtung finden. Hier ist das Land nach den Worten seines Landtagspräsidenten »auf gutem Wege«. Die Entwicklung verdiene, dynamisch genannt zu werden, wie objektive Bewertungen und Umfragen ergeben hätten. Das Ausgangspotenzial dafür war sehr gering.

Beim großen Festakt, der vom RBB live übertragen wird, hält laut Programm auch Fritschs Vorgänger im Amt, Herbert Knoblich, eine Rede. Brandenburgische Probleme der Gegenwart spielen aber auch in die Feier hinein. Denn das Landespolizeiorchester soll den musikalischen Rahmen der Festveranstaltung bieten – ein Klangkörper, dessen Existenz zwar nicht in Frage steht, der aber laut Polizeireform mit einer Verkleinerung rechnen muss. Zum Abschluss werden die Musikanten in Uniform die deutsche Nationalhymne spielen, sagte der Präsident.

Auf Nachfrage des ND, warum zu diesem denkwürdigen Anlass nicht die Brandenburg-Hymne (»Steige hoch, du roter Adler«) erklingen soll, sagte Fritsch, formal gesehen sei das Lied nicht die offizielle Hymne des Landes. Es sei aber jedem der 600 Ehrengäste unbenommen, das Lied der Brandenburger beim anschließenden festlichen Empfang im Landtagsgebäude anzustimmen.

Ernster wurde der Präsident, als er auf die politischen Entwicklungen im 20. Jahr des neuen Brandenburgs zu sprechen kam. Denn im Landtag hat sich auf Antrag der Opposition aus CDU, FDP und Grünen eine Enquetekommission konstituiert, die die verantwortlichen Personen der Nach-Wende-Zeit untersuchen will. Dazu gehören Manfred Stolpe, Regine Hildebrandt, Steffen Reiche (SPD), Peter-Michael Diestel (CDU), Hans Otto Bräutigam (parteilos), Hinrich Enderlein und Wolfgang Hirche (beide FDP). Fritsch hofft, dass die Kommission nicht mit einem Untersuchungsausschuss verwechselt werde. Und er wünscht sich ebenso, dass die Kommissionsarbeit den erhobenen Kardinalverdacht, etwa in Fragen der Personalpolitik und Eigentumsregelungen, nicht bestätigen wird.

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