nd-aktuell.de / 26.10.2010 / Politik / Seite 6

Aufstieg ist Klassenfrage

Studie: Gesellschaft ist undurchlässig

Berlin (AFP/ND). Die soziale Herkunft entscheidet in Deutschland deutlich mehr als in anderen Ländern über die Aufstiegschancen. In kaum einem anderen Industrieland sei die Durchlässigkeit der Gesellschaft so gering ausgeprägt wie in Deutschland, heißt es in einer von der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung am Montag veröffentlichten Studie des Soziologen Reinhard Pollak vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

Weniger als ein Prozent der Bevölkerung schafft es der Untersuchung zufolge aus einem Elternhaus, in dem der Vater ungelernter Arbeiter ist, selbst in eine leitende Angestelltenposition. Dagegen werden zwei Drittel der Kinder aus einer leitenden Angestelltenfamilie selbst leitende oder hochqualifizierte Angestellte. »Wir sind auf dem Weg zu einer geschlossenen Gesellschaft, in der die soziale Herkunft über beruflichen Erfolg und sozialen Status entscheidet«, kritisierte Stiftungsvorstand Ralf Fücks.

In anderen Ländern ist dieser Zusammenhang weniger stark: In Schweden etwa ist laut der Untersuchung der Einfluss des Elternhauses um etwa 30 Prozent schwächer ausgeprägt. Selbst im klassenbewussten Großbritannien liege die Stärke des Einflusses um rund 15 Prozent unter dem deutschen Niveau.

Migranten haben der Studie zufolge etwas geringere Aufstiegschancen als Einheimische. Der Migrationsstatus sei aber weniger der entscheidende Einflussfaktor, sondern wie bei Einheimischen Bildung und berufliche Stellung der Eltern.