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Die Geliebte

Erik Spiekermann erhält den deutschen Designpreis 2011

  • Marion Pietrzok
  • Lesedauer: 2 Min.
Personalie: Die Geliebte

Als mitfühlender Mensch freut man sich ganz besonders, wenn bei einem zu Ehrenden das geschätzte Fachliche und das angenehme Persönliche zusammengehen. Erik Spiekermann ist ein sympathischer Zeitgenosse, nicht nur dank seiner Leichtigkeit frei fliegender Intelligenz und seinem Schwergewicht besten Könnens und Wissens, sondern auch durch seine Art freundlicher Zuwendung und durch seinen Humor. Wenn nun derjenige Designpreis 2011 der Bundesrepublik Deutschland, der für eine Persönlichkeit vergeben wird, an die 63-jährige Gestalter-Legende geht, dann lässt sich jubeln: Ihr habt den Rechten gewählt für die höchste offizielle deutsche Auszeichnung im Bereich Design, für den »Preis der Preise«.

Erik Spiekermanns Beruf ist – schlichtes Wort – Typograf. Und da wir im Computerzeitalter über Gutenbergs bewegliche Lettern hinaus sind, sei ergänzt: Er ist Informationsdesigner. Also Beherrscher der Kunst – nicht gerade der Augen-Täuschung, sondern der Augenlust, wenn der Blick Wahrheit der Form erkennt. Und er ist, was man in anderem Metier einen Tonsetzer nennt, und zugleich Dirigent ganzer Orchester. Die Geheimnisse der Schrift hat er durchforscht, ob sie warm ist oder kalt, griffig oder glatt, Lärm macht oder im Stillen wirkt. Und mit ihr gespielt aufs Allerschönste. Das heißt, er hat sich Schriftzeichen ausgedacht – und gezeichnet, und digitalisiert, und programmiert – wie die FF Meta oder die ITC Officina, die unter den Tausenden Schriften, die heute existieren, als moderne Klassiker gelten.

Er weiß, was wohin passt und warum. Zum Erscheinungsbild einer Zeitung beispielsweise. Da hat der schon mehrfach Preisgekrönte gar dem »Neuen Deutschland« zu den Krönchen über den Zeitungstexten verholfen: Die von ihm entwickelte FF Unit, Schriftart der ND-Überschriften seit 2004, durfte das für ihn in der politischen Ausrichtung sympathische Blatt als erstes benutzen.

Schrift, verstanden als Transportmittel für Inhalt und als wichtiges Element von Alltagskultur, ist für Erik Spiekermann nicht nur Gegenstand des Handwerks – das er meisterhaft versteht –, sondern auch Geliebte: Er widmet ihr Vorträge, Artikel, ganze Bücher. Und das zudem auf unterhaltsame Art.

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