nd-aktuell.de / 28.10.2010 / Politik / Seite 7

Gorbatschow: Krieg ist nicht zu gewinnen

Politiker rät USA zum Abzug aus Afghanistan

Der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow hat den USA geraten, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen.

London/Kabul (dpa/AFP/ND). Der Krieg sei »nicht zu gewinnen«, sagte Gorbatschow in einem Interview mit der britischen BBC. Gorbatschow hatte 1988 in seiner damaligen Funktion als Generalsekretär der KPdSU selbst den Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan verkünden müssen.

Gorbatschow (79) kritisierte die Haltung der USA nach dem sowjetischen Truppenabzug. Es sei ein Abkommen erzielt worden mit Iran, Indien, Pakistan und den USA. Darin sei Afghanistan als neutrales, demokratisches Land definiert worden, das gute Beziehungen zu seinen Nachbarn unterhalte. Die USA hätten zwar gesagt, sie wollten das Abkommen einhalten. »Aber zur gleichen Zeit haben sie Aufständische trainiert – die gleichen, die jetzt Afghanistan und Teile Pakistans terrorisieren.«

Präsident Barack Obama liege richtig mit seiner Entscheidung, den Truppenabzug bald zu beginnen. »So schwierig das auch sein mag«, sagte Gorbatschow. Alternative sei »ein zweites Vietnam«.

Unterdessen macht die US-Armee bei ihrem Kampf gegen die Taliban in Afghanistan einem Zeitungsbericht zufolge kaum Fortschritte. Die »Washington Post« berichtete am Mittwoch unter Berufung auf Verantwortliche der Armee und der US-Geheimdienste, es habe zwar zwischenzeitliche Erfolge beim Vorgehen gegen die Aufständischen gegeben, etwa durch Drohnenangriffe oder den verstärkten Einsatz von Kampftruppen. Getötete oder gefasste Taliban-Anführer würden aber binnen Tagen ersetzt. Die ranghöchsten Anführer seien zudem kaum vom Eingreifen der USA betroffen.

Die Taliban würden sich auf ihre Strategie der Anschläge, Attentate und Einschüchterungen beschränken und ließen sich offenbar auch durch die Verstärkung der US-Truppen nicht verunsichern, heißt es in dem Bericht. Ein Pentagon-Mitarbeiter sagte der Zeitung, die Taliban seien nach Gefechten immer in der Lage, sich »neu aufzubauen und zu verjüngen«. Alle zuständigen US-Geheimdienste seien sich bei ihrer Bewertung einig. Bei einem Bombenanschlag im nördlichen Einsatzgebiet der Bundeswehr wurde ein Soldat der Internationalen Schutztruppe getötet.