nd-aktuell.de / 29.10.2010 / Politik / Seite 8

Linksliberal

Susana Villarán / Die 61-Jährige ist die erste gewählte Bürgermeisterin von Lima

Martin Ling

Eine gewählte Bürgermeisterin gab es in der fast 500 Jahre währenden Geschichte der von dem Eroberer Francisco Pizarro 1535 gegründeten Stadt Lima noch nie: Die erste ist Susana Villarán von der relativ jungen, gemäßigt linken Partei Fuerza Social (FS). Villarán schreibt somit peruanische Geschichte, auch wenn während der Militärdiktatur der 60er Jahre schon einmal eine Frau, Ana María Fernandini Clotet, von den Militärs als Bürgermeisterin inthronisiert worden war.

Seitdem ist viel Zeit vergangen und es hat auch lange gedauert, bis die konservative Konkurrentin von Villarán, Lourdes Flores, ihre Niederlage offiziell eingestand. 24 Tage nach dem Wahltermin zeigte sie sich als faire Verliererin: »Wir erkennen an, dass es nach der Zurückweisung unserer Einsprüche (formaler Art gegen einzelne Wahlunterlagen) eine Siegerin gibt, und das ist Frau Susana Villarán«, sagte Flores in einer Rede im Stadtteil Breña. Villarán lobte das Verhalten ihrer Konkurrentin: »Ich finde es gut, dass Lourdes Flores eingesteht, dass sie nicht gewonnen hat, sondern ich. Das ist Teil der Demokratie. Man gewinnt und verliert ohne Groll.«

Die 1949 in Lima geborene Villarán hat noch bis zum 1. Januar Zeit, sich auf das Amt vorzubereiten. Administrative Erfahrung hat die vierfache Großmutter durchaus vorzuweisen. Von 1983 bis 1985 arbeitete sie als Beraterin für die damalige Stadtregierung unter Alfonso Barrantes und entwickelte dabei das Programm »Glas Milch«, um die Unterernährung von Kindern zu bekämpfen. Später wusste sie auch als Frauenministerin in der Übergangsregierung nach dem Ende des Fujimori-Regimes (2000) zu überzeugen. Sie hat sich als eine Verfechterin der Menschenrechte ebenso einen Ruf erworben wie als Vertreterin eines liberalen gesellschaftspolitischen Kurses. Sich für die Straffreiheit der Abtreibung und für die Homosexuellenehe einzusetzen ist im überwiegend stark religiösen Lateinamerika nach wie vor alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Im Wahlkampf gepunktet hat sie aber vor allem mit ihrer sozialen Agenda. Ihr Slogan »Hoffnung wird die Angst besiegen« verfing offenbar bei den Wählern, deren Gegenwart in der Acht-Millionen-Stadt meist trist ist. Villarán tritt an, das zu ändern.