Neuer Personalausweis kein »Sonderangebot«

Ruhige Flure in Berlins Bezirksämtern: Interesse an elektronischem Ausweis hält sich in Grenzen

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(ND/Agenturen). Im Bezirksamt im Stadtteil Charlottenburg warteten am Montagmorgen etwa dreißig Menschen auf die Öffnung des Bürgeramtes. »Das ist etwas mehr als normal, aber nicht so, als ob es etwas im Sonderangebot gebe«, sagte die Leiterin des Amtes für Bürgerdienste. Auch in Friedrichshain-Kreuzberg, Schöneberg und Neukölln sei die Nachfrage wie an jedem Montagmorgen, sagten die zuständigen Referenten. »Es gibt keinen besonderen Run auf den Neuen«, stellt Axel Hunger für den Bezirk Lichtenberg fest. Nur ein paar Menschen hätten sich extra für den ersten Tag einen Termin geben lassen – darunter gleich um 8 Uhr der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD).

Der Ansturm auf den neuen elektronischen Personalausweis (nPA) blieb am ersten Tag seiner Einführung aus. Hingegen war der alte Personalausweis in den letzten Oktobertagen vielerorts noch einmal stark gefragt. Beispielsweise in Hannover seien im Oktober rund 17 Prozent mehr alte Ausweise als in einem Durchschnittmonat beantragt worden, sagte ein Sprecher der Stadt.

Neben Neuköllns Bürgermeister haben auch zehn Berliner Unternehmer der Informationstechnik am Montag ihren neuen Personalausweis beantragt, um ihr Vertrauen in den umstrittenen Ausweis zu beweisen. »Ich habe keine Bedenken. Wir haben sämtliche Sicherheitsmaßnahmen der EU ausgeschöpft«, sagte Ortwin Wohlrab, der Vorstandsvorsitzende des IT-Branchenverbandes SIBB. Auch Dirk Stocksmeier hat seine Fingerabdrücke im Rathaus Schöneberg abgegeben und wird den Ausweis zukünftig für Einkäufe im Internet verwenden. »Ich hoffe, dass das Internet sicherer wird, weil nicht mehr so viele Kennwörter und PINs nötig sein werden«, sagte der Vorstand der Novedia Finance Software AG.

Bis zum Stichtag seiner Einführung sorgte der neue Personalausweis für Kritik und Skepsis. Im Kern betreffen die Bedenken vor allem den Personal Computer, mit dem der Chip im »ePerso« ausgelesen wird. Ist der PC mit einem »Trojaner« infiziert, kann die PIN des Ausweises unter Umständen ausgespäht werden.

Die Berliner können sich über den nPA und die damit verbundenen Chancen und Risiken in einer Broschüre des Bundesinnenministeriums informieren, erfuhr Grünenabgeordneter Thomas Birk nach einer kleinen Anfrage an den Innensenat.

Für den neuen Personalausweis werden statt 8 Euro nun 28,80 Euro fällig. Infos im Internet:

www.personalausweisportal.de

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