nd-aktuell.de / 10.11.2010 / Brandenburg / Seite 9

Gewerkschaft kämpft für Black Jack und Roulette

Ver.di gegen weitere Automatisierung in Casinos: Existenz von Croupiers steht auf dem Spiel

Andreas Heinz

Unterm Fernsehturm am Alexanderplatz demonstrierte gestern die Gewerkschaft ver.di gemeinsam mit Croupiers, wie richtig weiter gezockt werden soll. »Klassische Spiele wie Roulette, Poker und Black Jack nur mit Personal«, forderte Frank Wolf vor dem Casino Berlin. Wolf, bei ver.di zuständig für Finanzdienstleistungen, befürchtet, dass das klassische Spiel ausstirbt, weil das Casino Personalkosten einsparen will – geschätzte 120 000 Euro monatlich.

»Schon seit 42 Tagen gibt es das klassische Spiel an Tischen hier nicht mehr, die betroffenen 35 Croupiers sind seitdem freigestellt und bangen um ihre Arbeitsplätze«, so Oda-Renate Kraus von ver.di. In Zukunft sollen laut Gewerkschaft auch Roulette, Poker und Black Jack nur noch an Automaten gespielt werden können. »Dadurch steht die Existenz von 35 der insgesamt 81 Beschäftigten auf dem Spiel«, machte Kraus klar. Deshalb kämpfe die Gewerkschaft für den Erhalt von Poker, Roulette und Black Jack mit Croupiers.

Mit der Schließung der klassischen Spiele gingen dem Land Berlin seit 42 Tagen Steuereinnahmen verloren, erklärte Wolf. Dabei seien die Casinoabgaben an das Land mit der Änderung des Spielbankgesetzes in diesem Jahr schon um die Hälfte gesunken. »Mussten die Casinos bis 2009 noch 80 Prozent ihrer Einnahmen abgeben, sind es seit diesem Jahr nur noch 40 Prozent«, sagte Wolf. Grund: Spielbanken hätten den Angaben zufolge drastische Rückgänge an den Roulette-, Poker- und Black-Jack-Tischen zu verkraften.

Nach der räumlichen Zusammenlegung von Automatenspiel und den klassischen Spielen an Tischen habe die Geschäftsleitung der Spielbank zusätzliche Videokameras installieren wollen. Dagegen sperrte sich nach Gewerkschaftsangaben der Betriebsrat. So seien die Tische geschlossen worden – weil die Sicherheit angeblich nicht mehr gewährleistet sei. Nun prüfe die zuständige Senatsinnenverwaltung die juristische Seite.

Reines Automatenspiel widerspricht nach Ansicht von ver.di zudem den Vorgaben der Konzession. Wesentliches Merkmal sei das klassische Spiel, das in Berlin nur von den beiden Spielbanken angeboten werden dürfe. Die zwischen dem Croupier und dem Spieler stattfindende Interaktion sei obendrein ein Garant für die Suchtprävention. Ein Automatenspieler könne nicht in dem Maße kontrolliert werden. »Ohne Croupiers automatisierte Spielsuchtgefahr«, warnte ver.di auf Transparenten.