Zungenakrobatik bei Katzen

Tiere lassen Flüssigkeitssäule wachsen

  • Walter Willems
  • Lesedauer: 2 Min.

Katzenfreunde aufgepasst: Wer die Samtpfoten im Vergleich zu Hunden für die eleganteren Haustiere hält, wird sich von dieser Studie bestätigt fühlen: Während Hunde beim Trinken das Wasser mit ihren Zungen plump in den Rachen schaufeln, nutzen Katzen eine erstaunlich grazile Technik, wie US-Forscher im Magazin »Science« (online, DOI: 10.1126/ science.1195421) enthüllen. Mit geschickter Zungenakrobatik lassen die Tiere eine Flüssigkeitssäule zum Mund emporsteigen, die der Schwerkraft trotzt.

Die Idee zu der Studie kam Roman Stocker vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) vor vier Jahren. Damals beobachtete der Umweltingenieur seine Katze beim Trinken und rätselte über die Mechanik des Vorgangs. Um dies zu klären, filmte er Haus- und Großkatzen bei der Flüssigkeitsaufnahme und analysierte zusammen mit Physikern und Mathematikern die Bewegungen in Zeitlupe. »Die Schönheit der Flüssigkeitsmechanik hat uns überrascht«, bekennt der Forscher, der sonst Meeresorganismen wie etwa Fische untersucht.

Beim Trinken wölben Katzen ihre Zungenspitze so zurück, dass diese die Oberseite die Flüssigkeit sanft berührt. Wenn sie die Zunge dann flink senkrecht anheben, wächst das Nass aufgrund der Trägheit in einer feinen Säule empor. Just bevor die Schwerkraft diese brechen lässt, schließen die Tiere den Kiefer. So befördern Hauskatzen mit jedem Zug etwa 0,1 Milliliter in den Mund, bei durchschnittlich vier Hebern pro Sekunde – und das alles ohne sich das Kinn zu befeuchten.

Ermöglicht wird die Säule durch die Trägheit der Flüssigkeit, die die Wirkung der Schwerkraft für eine kurze Zeitspanne außer Gefecht setzt. Das Verhältnis der beiden Kräfte zueinander bestimmten die Wissenschaftler in Versuchen, bei denen sie Glasplatten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten von einer Wasseroberfläche hoben. »Die Wassermenge, die eine Katze beim Schließen des Mundes aufnimmt, hängt von der Größe und der Geschwindigkeit der Zunge ab«, erläutert der Mathematiker Jeffrey Aristoff von der Universität Princeton.

Demnach wählen Hauskatzen, Löwen, Tiger oder Jaguare die jeweils optimale Schlagfrequenz: Kleine Tiere müssen die Zunge besonders flink heben, dagegen können die großen Verwandten das Trinken aufgrund ihrer Körpermaße etwas entspannter angehen. »Die Katze wählt jene Geschwindigkeit, mit der sie die Flüssigkeitsaufnahme pro Heber maximiert«, resümiert Aristoff.

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