nd-aktuell.de / 18.11.2010 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 7

Stuttgart 21 noch deutlich teurer?

Bundesamt verweigert anscheinend Baufreigabe eines Teilstücks

Das Eisenbahnbundesamt (EBA) hat nach einem Bericht des »Stern« die Baufreigabe der zum Bahnprojekt Stuttgart 21 gehörenden Neubautrasse über die Schwäbische Alb aus Kostengründen teilweise verweigert. Die Bahn bestreitet die Angaben.

Hamburg (AFP/ND). Wie der »Stern« unter Berufung auf ein Schreiben des EBA an die Bahn berichtet, rügt die Behörde, dass beim Bau von zwei Tunneln auf die Schwäbische Alb »Mehrkosten in Höhe von ca. 280 Millionen Euro zu verzeichnen sind«. Das Amt erteile deshalb »vorläufig keine Baufreigaben in finanzieller Hinsicht.«

Das Schreiben vom 7. September, das dem »Stern« nach eigenen Angaben vorliegt, ist dem Bericht zufolge mit dem Verkehrsministerium abgestimmt. Es zeige, dass die Finanzierung der geplanten Schnelltrasse, die offiziell 2,89 Milliarden Euro kosten soll, noch nicht stehe. Das EBA warnt demnach mit Blick auf die Zusatzkosten, es sei aus der Erfahrung mit anderen Projekten »nicht zu erwarten, dass derart hohe Mehrkosten kompensiert werden können«.

Bahnchef Rüdiger Grube hatte die Kosten der Strecke im Juli mit 2,89 Milliarden Euro beziffert. In einem internen Bericht vom September heißt es laut »Stern« mittlerweile dazu: »Die derzeit vorliegenden Kostenberechnungen der Entwurfsplanungen ergeben jedoch eine höhere Gesamtsumme.«

Die Bahn stellte am Mittwoch fest, die Behauptungen des »Stern« entbehrten jeder Grundlage und dienten nur zur Stimmungsmache gegen Stuttgart 21.

Unterdessen wurde bekannt, dass der Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) einen Baustopp für Stuttgart 21 für möglich hält, sollten die Mineralwasserquellen der Stadt bei den Tunnelarbeiten Schaden nehmen. »Wenn es eine konkrete Gefährdung geben könnte, würde die Stadt sofort Maßnahmen zur Beseitigung dieser Gefahren einfordern«, sagte Schuster der »Zeit«.

Schuster kündigte zudem einen Bürgerkonvent zum Bahnhofsprojekt an. Für die Zeit nach der derzeit laufenden Schlichtung wolle er den Dialog mit den Gegnern von Stuttgart 21 fortsetzen. Er wolle »eine neutrale Plattform« schaffen, die sich mit den Fragen der Bürger zum Grundwasser, zur Geologie oder zur Baulogistik auseinander- setzen soll.