nd-aktuell.de / 20.11.2010 / Kommentare / Seite 8

Die Äcker-Spekulation

Kurt Stenger

Eine aktuelle Umfrage unter Maklern in Deutschland hat zu Tage gefördert, dass inzwischen mehr Finanzinvestoren Ackerland nachfragen als Bauern. Dies trifft gerade für Ostdeutschland zu, wo für große Flächen die Pachtzeit ausläuft und der Treuhand-Nachfolger BVVG beim Besitzerwechsel hohe Summen einstreichen kann. Die hohe Nachfrage treibt die Hektar-Preise – Agrar-Aktiengesellschaften, Fonds und andere Kapitalanleger sind am besten in der Lage, finanziell mitzuhalten.

Diese Entwicklung ist Folge der Weltfinanzlage: Kapital ist für Anleger sehr billig und reichlich verfügbar; dies treibt die Flucht in Sachwerte an. Dabei gerät auch der Landwirtschaftssektor weltweit ins Visier von Spekulanten. Denn die Weltmarktpreise für Agrarrohstoffe – egal ob Weizen, Mais, Zucker oder Baumwolle – sind wegen klimabedingter Missernten wieder in der Nähe der Rekordstände von 2008, in deren Gefolge es in mehreren armen Ländern zu Hungerrevolten kam. Der Hunger nach Flächen für den Anbau von Energierohstoffen verschärft die Lage weiter.

Beim Anbau auf den knapper werdenden agrarischen Flächen ist die Dominanz des Marktes besonders fatal. Denn hier geht es um die existenzielle Frage der Ernährungssicherheit. Spekulation hat auf Äckern nichts zu suchen.