Happening mit Hagen

  • Lesedauer: 2 Min.

(dpa). Sie ist alles gewesen: DDR-Schlagersternchen, Punk, UFO-Anhängerin, Indien-Fan. Jetzt ist Nina Hagen getaufte Christin und tourt mit ihrem neuen Gospelalbum »Personal Jesus« durch die Kirchen in Deutschland. Am Dienstagabend trat die Sängerin in der Gethsemanekirche in Berlin auf. Zu Hause fühle sie sich, denn nur wenige Häuser weiter, »in der Stargarder Straße 4 war meine Mutter schwanger mit mir«, erzählte Hagen. Die 55-Jährige feiert in diesem Jahr ihr 40. Bühnenjubiläum.

Mit schwarzen Leggins, schwarzem Tüll-Rock und einer rosa Krone im Haar trat sie vor gefüllte Kirchenbänke und begeisterte. Ihre überdrehte Mimik, die aufgerissenen Augen und rausgestreckte Zunge kamen an – eben Hagen, wie man sie kennt und will.

Das Publikum im Prenzlauer Berg jubelte der Punk-Lady amüsiert zu, als diese über ihre politischen Überzeugungen sprach. Und die klangen ebenso wirr wie aufrichtig. Hagen rief zwischen den Songs gegen Faschismus und Folter auf, lobte die Gewaltlosigkeit bei Mauerfall und Montagsdemos, sprach sich für Frieden und Gott aus. »Lasst eure Bibeln zu Hause nicht verstauben!«, rief sie ins Publikum, wo viele Menschen mittleren Alters und einige junge saßen.

Eine einzige Lichtmaschine warf bunte Muster an die hohen Wände. Sonst sah es in der Kirche, einst Treffpunkt von DDR-Bürgerrechtlern, aus wie immer. Der Altar, vor dem Hagen auftrat, war geschmückt mit einem Kreuz, Kerzen und Blumen. Aus dem Kirchen-Konzert wurde ein Happening. Hagen hat ihre drei-Mann-Band dabei – »meine Familie«. Einige Titel begleitete sie alleine auf Gitarre. Kirchen-Tour, unplugged.

Meistens ging es während des mehr als zweistündigen Konzerts aber eher lebhaft als leise zu. Hagen sang nicht nur Gospel, Country und Blues. »Rock'n'Roll belongs to Jesus«, rief sie und donnerte Elvis- Presley-Klassiker ins Mikrofon. Ihr gerolltes R durfte dabei nicht fehlen. Zum Schluss zitierte Hagen aus dem Matthäus-Evangelium, rief dem Publikum »Halleluja, Frieden auf Erden, Schalom« zu.

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