Elf Euro gegen Altersarmut

Sozialexperten warnen vor Folgen zu niedriger Löhne

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Neubrandenburg (dpa/ND). Für eine auskömmliche Rente im Alter müssten Berufstätige in Deutschland im Schnitt mindestens elf Euro pro Stunde über die Jahre hinweg bekommen. Das haben Sozialexperten am Wochenende auf einer Tagung zu Altersarmut an der Hochschule Neubrandenburg ermittelt. »Die Gewerkschaften liegen mit 7,50 Euro als Mindestlohnforderung deutlich zu niedrig«, sagte Ulf Groth vom Institut für Weiterbildung der Hochschule am Sonntag. Bei 7,50 Euro pro Stunde würden die Leute als Rentner immer noch in der Armutszone landen. Dafür müssten sich Gewerkschaften beim Kündigungsschutz deutlich flexibler als bisher zeigen. 70 Teilnehmer waren zu der zweitägigen Tagung aus dem Bundesgebiet angereist.

Nach Angaben des Leiters der Forschungsstelle beim Paritätischen Wohlfahrtsverband, Rudolf Martens, liege der Grund für die befürchtete Welle der Altersarmut in der Lohnentwicklung in Deutschland. Seit dem Jahr 2000 steige das Bruttoinlandsprodukt ständig, die Lohnentwicklung sei aber schon unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) davon abgekoppelt und der Niedriglohnsektor ausgebaut worden.

»Heute geht ein Drittel der Beschäftigung auf Niedriglöhne oder aufgezwungene Teilzeitarbeit zurück, was extrem niedrige Renten nach sich zieht«, erklärte Groth. »Der Handel hat nicht zufällig die Generation 60plus entdeckt, weil die Jüngeren heute deutlich weniger zur Verfügung haben.« Besonders betroffen von Altersarmut sei in etwa 15 Jahren Ostdeutschland, wegen der nach 1990 oft brüchigen Erwerbsarbeit, einer hohen Arbeitslosigkeit und noch niedrigeren Löhnen als im Westen. Um die befürchtete Altersarmut zu verringern, brauche Deutschland eine Änderung in der Lohnpolitik, schlussfolgerte Groth. Auch in den Nachbarländern gebe es gesetzliche Mindestlöhne, dadurch seien dort keine Arbeitsplätze abgebaut worden, wie von deutschen Wirtschaftsvertretern behauptet werde.

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