Gelesen

Helden im Ehrenamt

»Nein, zu verschenken habe ich nichts«, dachte Monika Restetzki trotzig. Sie war in einem Anzeigenblatt auf eine Bitte an die Leser gestoßen, sich für ein Ehrenamt zu melden. Am Ende notierte sie sich aber die angegebene Nummer und rief doch an. So kam es, dass sich Restetzki immer freitags in ein Altenheim begab und dort um die Seniorin Margarethe kümmerte. Sie schob die Frau im Rollstuhl an die frische Luft, unternahm mit ihr etliche Ausflüge. Mit ihrem Bericht darüber gewann Restetzki den diesjährigen Zeitzeugenpreis Berlin-Brandenburg.

Die Texte der Sieger und einige andere Schriften fasste Verleger Johann-Friedrich Huffmann in einem Buch zusammen. Die Berichte sind sehr unterschiedlich geschrieben, mal sachlich abgefasst und mal emotional geprägt. Doch ganz unabhängig vom Stil rühren etliche Geschichten zu Tränen. Hannelore Kleinschmid erzählt von ihrer Tätigkeit bei der Telefonseelsorge.

Rolf-Jürgen Kühnelt schreibt von seinen Erfahrungen als Kinderarzt in Berlin-Wedding, von den Problemen des Stadtteils und den Vorurteilen gegen seine oft eingewanderten Bewohner.

»Politputze« nennt sich Irmela Mensah-Schramm selbst. 1986 entfernte sie »im beschaulichen Berlin-Wannsee« den ersten Naziaufkleber. Die Beseitigung von Hassschmierereien machte sie sich seitdem zur Lebensaufgabe. Als Utensilien führt sie dafür zum Beispiel Nagellackentferner, Spachtel, Schraubenzieher und Farbe mit. »Suchen muss ich nie lange. Die Fundorte sind überall...«

Helga Bornstädt aus Potsdam-Babelsberg beteiligt sich an Exkursionen zu KZ-Gedenkstätten, spricht mit Überlebenden und notiert Fakten und Eindrücke für die junge Generation. Das fasste sie jetzt für den Zeitzeugenwettbewerb zusammen. Detlev Stoklossa blickt zurück zum pädagogischen Aufbruch der 70er Jahre in Westberlin. Heute singe er in einem Chor der Gewerkschaft und sei in der LINKEN aktiv, verrät er.

1940 in Wien geboren, wuchs Walter Freese im brandenburgischen Diensdorf auf. 1965 eröffnete er ein Friseurgeschäft in Berlin-Lichtenberg. Wegen des Geschäftes verzichtete er später darauf, hauptamtlicher Leichtathletiktrainer zu werden. Er blieb ehrenamtlicher Übungsleiter und betreute mit Geschick viele Talente, so den Diskuswerfer Andreas Seelig. Die Ruderer aus Grünau hatten Seelig schon abgeworben, den Eltern dazu die Nutzung des schönen Geländes am Wasser versprochen, erinnert sich Freese. Er konnte die Mutter überreden: »Bei mir hat Andreas mehr Zeit, um Weltmeister zu werden.« Die Mutter glaubte erst nicht an einen solchen Erfolg. Doch Andreas schaffte es tatsächlich.

Johann-Friedrich Huffmann (Hrsg.): »Engagement mit Herz und Verstand«, Frieling, 214 Seiten (brosch.), 10 Euro, ND-Bestellservice, Tel.: (030) 29 78 17 77

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