nd-aktuell.de / 29.11.2010 / Sport / Seite 18

Deutsche Skispringer fliegen hinterher

Langläufer zeigen aufstrebende Form in Kuusamo

Gerald Fritsche, dpa
Beim nordischen Ski-Weltcup in Kuusamo gehen nicht alle deutschen Rechnungen auf. Während Kombinierer Eric Frenzel und Langläuferin Nicole Fessel mit Top-Platzierungen glänzen, erleben die Skispringer ein Debakel.

Die nordischen Kombinierer feierten einen Podestplatz durch Eric Frenzel (Oberwiesenthal), die Langläufer sicherten sich die ersten WM-Tickets, nur die Skispringer waren nach ihrem Absturz am Boden zerstört. Vor allem das Debakel der Springer sorgte für lange Gesichter. 24 Stunden nach dem enttäuschenden siebten Platz im Team kam Michael Neumayer am Sonntag als bester DSV-Starter lediglich auf Rang 21.

»Es lief überhaupt nicht. Schade, dass wir unsere Stärken nicht zeigen konnten. Aber es war nicht das Weltcupfinale, sondern der Auftakt. Wir sind uns unseres Auftrages bewusst und werden ihn erfüllen«, sagte Bundestrainer Werner Schuster. Vom glorreichen Silber-Auftritt im Team bei den Olympischen Winterspielen im Februar in Vancouver war nichts mehr zu erkennen.

Beim Sieg des Österreichers Andreas Kofler wurde Martin Schmitt mit einem verunglückten Sprung auf 89 Meter nur 49., Michael Uhrmann war zuvor schon in der Qualifikation ausgeschieden, Andreas Wank stand gar nicht im Aufgebot. »Mannschaftlich haben wir uns mehr erwartet. Leute, die wir noch vor Monaten im Griff hatten, springen uns jetzt um die Ohren«, sagte Schmitt. »Mein Flugsystem stimmt nicht. Ich habe noch kein Gefühl. Jetzt muss ich schnell in die Spur kommen«, meinte Uhrmann selbstkritisch.

Die Langläufer kamen dagegen in der Kältekammer Kuusamo schnell auf Betriebstemperatur. Zwar blieben am zweiten Weltcup-Wochenende Podestplätze aus, doch schon nach fünf Rennen nimmt das WM-Team Konturen an. Die ersten vier Tickets für Oslo verteilte Bundestrainer Jochen Behle an Nicole Fessel (Oberstdorf), Axel Teichmann (Bad Lobenstein), Jens Filbrich (Frankenhain) und Tim Tscharnke (Biberau). Dabei überraschten besonders die furiosen Auftritte von Fessel. Die Oberstdorferin befindet sich in der Form ihres Lebens. Die Ränge fünf und vier waren das Beste, was die Allgäuerin in ihrer Karriere im Distanzbereich bisher erreicht hat. »Ich weiß gar nicht mehr, was ich sagen soll. Es läuft einfach perfekt«, sagte die 27-Jährige und suchte vergeblich nach einer Erklärung für den Leistungssprung.

Fessel peilt nun auch Podestplätze an. »Die kommen bei der WM«, scherzte sie, ruderte aber gleich wieder zurück: »Das kann man nicht planen. Wenn es mal klappt, wäre es wunderschön.« Lob gab es auch von Behle: »Was Nicole derzeit leistet, ist ganz hervorragend. Sie ist schnell und taktisch ganz ausgebufft.« Der 10-km-Klassiklauf am Samstag wurde zum großen Auftritt der deutschen Männer. Teichmann Fünfter, Filbrich Sechster, Franz Göring (Zella-Mehlis) Zehnter und Tscharnke auf Platz 15 – solch ein Mannschaftsergebnis hatte es lange nicht mehr gegeben.

Der Bad Lobensteiner Teichmann, der am Sonntag mit Rücksicht auf seine Bronchien bei minus 17 Grad auf einen Start verzichtete, blieb cool und sagte: »Mein Saisonaufbau ist auf die Tour de Ski und die WM fixiert. Schön, dass ich schon die WM-Norm geschafft habe und nun in Ruhe das eine oder andere testen kann.«

Die Kombinierer präsentierten sich ebenfalls in guter Frühform. Zwar holten sich mit den Olympiasiegern Jason Lamy Chappuis (Frankreich) und Felix Gottwald (Österreich) andere die Siege, doch mannschaftlich konnte kein Team den DSV-Kombinierern das Wasser reichen. Eric Frenzel buchte mit den Plätzen zwei und fünf schon das WM-Ticket, aber auch Björn Kircheisen (5. und 12.), Johannes Rydzek (13./7.) und Tino Edelmann (7./8.) überzeugten.

»Unsere Vorbereitung war genau richtig. Wir sind noch nicht bei 100 Prozent, aber auf einem guten Weg. Die Tatsache, dass wir vier Leute ganz vorn dabei haben, stimmt mich optimistisch«, sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. Resultate Seite 19