nd-aktuell.de / 03.12.2010 / Politik / Seite 14

»Unseren Lebensstil überprüfen«

Klaus Töpfer hielt Willy-Brandt-Rede in Lübeck

Lutz Gallinat, Lübeck
Klaus Töpfer war einer der ersten Umweltminister der Bundesrepublik Deutschland und von 1998-2006

Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms mit Sitz in Nairobi. Am Mittwoch sprach er in Lübeck über zentrale Zukunftsfragen.

»Nachhaltige Entwicklung – der neue Begriff für Frieden« – unter dieser Überschrift bündelte Klaus Töpfer seine Ausführungen in der zweiten Willy-Brandt-Rede Lübeck. Der Auftritt des renommierten Umweltexperten fand am Mittwoch im gut gefüllten Lübecker Kolosseum statt.

Nach einführenden Worten Bernd Saxes, des Bürgermeisters der Hansestadt Lübeck, und Karsten Brenners, des Vorstandsvorsitzenden der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung, wies Prof. Dr. Klaus Töpfer darauf hin, dass Willy Brandt vor etwa vierzig Jahren bei der Verleihung des Friedensnobelpreises eine Rede gehalten habe, die sehr aktuell und bedeutsam sei: Soziale Gerechtigkeit gehöre zu den Grundlagen eines sozialen Friedens. Europa müsse seiner weltweiten Verpflichtung gerecht werden. Eine dauerhafte und gerechte Friedensordnung erfordere gleichwertige Entwicklungschancen für alle Länder, die Brandt schon damals angemahnt habe. Sechzig Prozent der Weltbevölkerung besäßen nur sechs Prozent des Welteinkommens, sagte Töpfer. Entwicklung sei der neue Begriff für Frieden, zu dessen Sicherung eine nachhaltige Nutzung der Umwelt in einer demokratischen Gesellschaftsordnung notwendig sei: »Wir müssten in Deutschland unseren Lebensstil überprüfen.« Willy Brandt habe sich schon in den sechziger Jahren für mehr Umweltschutz ausgesprochen und gesagt, er wolle den blauen Himmel über dem Ruhrgebiet wiedersehen.

Man müsse in den sozialen und ökologischen Bereich investieren, weil man sonst die Wettbewerbsfähigkeit verliere: Umweltpolitik sei Verteilungspolitik, sagte Töpfer. Es solle auch in die Wiederverwertung von Wasser investiert werden. Die ökologische Aggression könne Wasserkriege auslösen, man solle »Grünhelme« dorthin schicken, wo es ökologische Probleme gebe.

Klaus Töpfer ist Gründungsdirektor des Instituts für Klimawandel, Erdsystem und Nachhaltigkeit (IASS) in Potsdam und gilt als einer der renommiertesten Experten zu Umwelt- und Klimafragen weltweit. Die Willy-Brandt-Rede Lübeck 2010 wird von der Hamburger Gesellschaft zur Förderung der Demokratie und des Völkerrechts unterstützt und findet in Kooperation mit der Hansestadt Lübeck statt.