nd-aktuell.de / 04.12.2010 / Kultur / Seite 29

UFOs auf der Spur

Porträt: Detektiv der Himmelskörper

Werner Walter weiß, wann die UFOs kommen. Oder genauer: wann sich wieder Menschen melden, die unidentifizierte Flugobjekte (UFOs) gesehen haben. »Die UFOs brauchen gutes Wetter«, erklärt der große Mann mit Bart. Denn dann sind die Menschen draußen und haben freie Sicht auf den Himmel, an dem sich die rätselhaften Objekte zeigen. Und wenn es soweit ist, rufen sie Walter an. Der 53-jährige »UFO-Phänomenerforscher« betreibt eine »UFO-Meldestelle« in Mannheim.

Walters Arbeit hat aber eher mit Detektivarbeit als mit akademischer Forschung zu tun. Mit gesundem Menschenverstand und Kenntnissen über Astronomie und Fluggeräte macht er sich daran, die Hintergründe der Erscheinungen aufzudecken. Denn dafür, da ist er sich sicher, gibt es immer natürliche Erklärungen: Sternschnuppen, Raketen oder die Internationale Raumstation ISS. »Die UFOs sind nicht erkannte ›IFOs‹ – identifizierte Flugobjekte«, lautet Walters Credo.

Walter wäre möglicherweise schon im Forscherruhestand, wenn der Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart 2007 nicht deutscher Meister geworden wäre. Er hatte aussteigen wollen, weil das Thema »ausgelutscht« gewesen sei. Doch 2007 ging es an einem Frühlingsabend wieder los. Viele Menschen sahen leuchtende Punkte am Himmel. »Das Telefon stand bis morgens um drei nicht mehr still«, sagt er.

Nach Fernsehberichten kam Walter (Foto: dpa) drauf: »Himmelslaternen«, kleine Heißluftballone aus Drachenpapier, gestartet von VfB-Fans zur Siegesfeier. Die Laternen kamen zu seinem Leidwesen in Mode und bescherten ihm eine Flut von Anrufen. Gingen von 1976 bis 2005 insgesamt 1400 Meldungen bei ihm ein, so waren es 2007 allein 600 und im Jahr darauf 1800. »Ich habe 2008 aus Wut meinen Anrufbeantworter aus der Wand gerissen«, sagt Walter.

Er arbeitet viel mit dem Internet. Dort veröffentlicht er auch Erkenntnisse über aktuelle UFO-Phänomene. Bei seinem schwierigsten Fall musste Walter aber noch ohne Hilfe des Datennetzes auskommen. Im Sommer 1990 hatten Urlauber über der Ostsee zwei seltsame Geschwader von je 10 bis 15 gelb-orange strahlenden Lichtobjekten beobachtet. Erst vier Jahre später, als er in einer Talkshow über den Fall sprach, kam der klärende Anruf eines Zuschauers: Beim letzten Manöver der Warschauer-Pakt-Staaten hatten die Schiffe Magnesiumkugeln verschossen. »Die haben dort halt ihr Abschlussfeuerwerk gemacht.« dpa