BLOGwoche: ARD verbannt Dokus

  • Heiko Hilker
  • Lesedauer: 2 Min.

»In einer Zeit, in der Politikberichterstattung und gesellschaftlich relevante Themen bei der kommerziellen Konkurrenz kaum mehr eine Rolle spielen, setzt die ARD mit der Vereinheitlichung der Tagesthemen-Anfangszeiten, mit fünf exzellenten Talkshows und festen Sendeplätzen für Dokumentationen, Dokumentarfilme und politische Magazine ein klares Signal für den Mehrwert öffentlich-rechtlichen Fernsehens«, betont der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust nach der Berliner Intendantenklausur. Für Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen, ist klar: »(...) Das Erste bleibt seiner Tradition treu und wird auch künftig zwölf 90-minütige Dokumentarfilme im Jahr ausstrahlen. Noch bessere Chancen eröffnet das neue Sendeschema den inhaltlich hoch anspruchsvollen Dokumentationen und Features, die bislang mittwochs um 23.30 Uhr gesendet werden.«

Das hört sich doch gut an, oder? Doch warum kommen nicht einmal jeden vierten Montag 90-minütige Dokus? Was kommt an den anderen Montagen? Warum gibt es keine längeren, unformatierten Dokus? Und was wird aus den bisherigen Montagsdokus? Kommen sie montags, statt 21 Uhr um 22.45 Uhr? Oder kommen sie ab und zu, wenn kein Fußball ist, am Mittwoch? (...) Zudem: Während gegen 21 Uhr insgesamt über 30 Millionen Menschen fernsehen, sind es gegen 22.45 Uhr weniger als die Hälfte. Die Quote gegen 22.45 müsste also weit mehr als doppelt so hoch sein. Erst dann hätte man die gleiche Reichweite (...).

Dokumentarisches Fernsehen ist (...) kein Lückenbüßer für die Saure-Gurken-Zeit, sondern steht im Kernbereich des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags. Ihn aus der Versenkung zu holen, wenn das Publikum gerade im Biergarten sitzt und die Talkshows (...) Pause machen, (...) offenbart den Zynismus des ARD-Programmchefs.

Der Autor ist Mitglied des MDR-Rundfunkrates und lebt in Dresden; zum weiterlesen: www.heiko-hilker.de

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