Mit Rückgrat

Lorenz Knorr / Der Antifaschist erhält den Menschenrechtspreis der GBM

Jedes Jahr wird am 10. Dezember an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte erinnert. Dieses Dokument, das nur drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs verabschiedet wurde, wird weltweit als ein Meilenstein in der Geschichte des Völkerrechts gefeiert. Die Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde (GBM), ein Zusammenschluss von ostdeutschen Wissenschaftlern, Künstlern und Juristen, verleiht jährlich zum Gedenktag einen Menschrechtspreis. Dieses Jahr geht er an den Antifaschisten und Marxisten Lorenz Knorr.

Knorr, heute stolze 89 Jahre alt, ist vielen Linken in der Bundesrepublik ein Begriff. Er diente nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Afrikakorps der Wehrmacht, hat sich aber während des Krieges aktiv im Widerstand engagiert. Knorr beging Sabotageakte an Rüstungs- und Kriegstransporten und geriet so in die Mühlen der faschistischen Justiz. Er wurde wegen »Wehrkraftzersetzung« verurteilt und zur Strafkompanie abkommandiert.

Lorenz Knorr war bereits Friedensaktivist, als die Friedensbewegung noch in den Kinderschuhen steckte. Vermutlich haben ihn die Erlebnisse als Soldat nachhaltig beeindruckt, denn von seinem kategorischen Nein zum Krieg ist er in seinem weiteren Leben nicht mehr abgerückt. 1960 machte er Front gegen den außenpolitischen Kurs der SPD, die sich damals zur NATO bekannte. Er trat aus der Partei aus und wirkte an der Gründung der Deutschen Friedensunion mit. Erneut musste sich Knorr vor Gericht verantworten: In einer Rede bezeichnete er führende Bundeswehrgenerale als »Hitlergenerale und Massenmörder«. Die Anklage gegen Knorr erhob ein ehemaliger Nazi-Jurist, der jetzt nicht mehr unter dem Hakenkreuz, sondern dem Bundesadler für »Recht und Ordnung« sorgte.

Noch heute ist Knorr, der im tschechischen Eger geboren wurde, in der Friedensbewegung aktiv und äußert sich regelmäßig zu aktuellen politischen Fragen: Am vergangenen Wochenende referierte er zum Beispiel auf dem Kasseler Friedensratschlag über Kräfteverhältnisse zwischen den USA, Europa und China. Im ND griff er mit dem Text »Der deutsche Sonderweg« in die Programmdiskussion der Linkspartei ein.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal