Im Kollektiv gegen den Krampf

Frauen Handball-EM: Dem 30:27 gegen Holland soll heute ein Sieg gegen die Ukraine folgen

  • Sandra Pleines, SID
  • Lesedauer: 2 Min.

Gedanken an das schlimmstmögliche Szenario wurden beim Blick auf das Winterwunderland und die Idylle des Fjords verdrängt. Die deutschen Handballerinnen nutzten gestern die ideale Lage ihres Hotels im norwegischen Larvik, um sich für das entscheidende Gruppenspiel heute gegen die noch punktlose Ukraine einen klaren Kopf zu holen. Sollte das Team von Bundestrainer Rainer Osmann die Partie verlieren und gleichzeitig die Niederlande Schweden schlagen, wäre das erste Vorrundenaus der DHB-Auswahl bei einer EM nicht mehr zu verhindern.

»Daran dürfen wir auf keinen Fall denken. Wenn wir das tun, verkrampfen wir, bekommen Angst und spielen schlecht«, warnte Regisseurin Nina Wörz am spielfreien Donnerstag. Die Vorzeichen sind nach den Wechselbädern der Gefühle gegen die Niederlande (30:27) und zum Auftakt gegen Schweden (25:27) klar. »Wenn wir eine Mannschaft wie die Ukraine nicht schlagen, dann haben wir auch kein Anrecht auf die Hauptrunde«, meinte Rechtsaußen Isabell Klein vom Bundesligisten Buxtehuder SV. Von der vor dem EM-Start anvisierten Medaille spricht beim Halbfinalisten von 2008 und 2006 derzeit niemand mehr.

Dem deutschen Team reicht bereits ein Unentschieden, um den Sprung in die nächste Turnierphase zu schaffen. Allerdings soll die Partie gegen die Ukraine auch schon als Vorbereitung auf die angestrebte Hauptrunde dienen, in der mit Titelverteidiger Norwegen, Vize-Weltmeister Frankreich und dem Olympiavierten Ungarn gleich drei Brocken drohen. »Bei diesen Gegnern müssen wir immer zu 100 Prozent an unsere Leistungsgrenze gehen«, meinte Klein.

Auch Bundestrainer Osmann hat nach den schwankenden Leistungen in den ersten beiden Gruppenspielen bereits eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Nur im Kollektiv ist seine Mannschaft stark. Individuell blieben viele Spielerinnen wie die zur Welthandballerin nominierte Grit Jurack vom dänischen Klub Viborg HK oder Franziska Mietzner vom FHC Frankfurt (Oder) noch hinter den Erwartungen zurück. »Wir sind nicht nur auf sechs Spielerinnen angewiesen. Das war bisher unser Plus. Zum Beispiel hat Saskia Lang bewiesen, dass es richtig war, sie mitzunehmen«, lobte Osmann die Blombergerin.

Sorgen bereitet Hoffnungsträgerin Jurack. Die 33 Jahre alte Rekordnationalspielerin, die nach der Geburt ihres Sohnes Lukas erst im September ihr Comeback im DHB-Team gefeiert hatte, knüpfte noch nicht an ihre gewohnte Form an. Osmann übt aber lieber Pauschal- statt Einzelkritik: »Wir lassen immer wieder wichtige Situationen weg, machen uns das Leben schwer und bekommen keine Ruhe ins Spiel«, sagte der 60-Jährige.

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