nd-aktuell.de / 11.12.2010 / / Seite 23

Hans Eiden

Hans Canjé

Über den Lautsprecher des KZ Buchenwald auf dem Ettersberg verkündet eine Stimme: »Kameraden, die Faschisten sind geflohen. Ein internationales Lagerkomitee hat die Macht übernommen.« Die Stimme gehört Hans Eiden (Foto: AGF Trier), Kommunist aus Trier und seit Ende 1944 Lagerältester.

Bereits im März 1933 war der Stützpunktleiter des Trierer »Kampfbundes gegen den Faschismus« für drei Monate in »Schutzhaft« genommen worden. In einem Massenprozess im Dezember 1936 gegen 37 Angehörige einer Trierer Widerstandsgruppe wurde der am 24. November 1901 geborene Dreher zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. 1939 folgte die Deportation auf den Ettersberg. Fortan war Hans Eiden Häftling 6222.

Eiden wirkt aktiv in der illegalen Organisation der Kommunisten mit und übernimmt Ende 1944 die heikle Funktion des Lagerältesten – mit der doppelten Aufgabe, einerseits zur Wahrung der Interessen der Häftlinge mit der SS Verbindung zu halten, ohne sich zu deren Büttel zu machen, andererseits das internationale Lagerkomitee und die Militärorganisation der Häftlinge über die Vorhaben der SS zu informieren.

Die ersten Apriltage 1945 werden zu Tagen der höchsten Bewährung für Eiden und die illegalen Organisationen im KZ. Es gilt die Erfassung der noch im Lager befindlichen rund 6000 Juden zum Todestransport zu boykottieren. Immer wieder gelingt es, Befehle der SS zur Räumung des Lagers zu verzögern und zu verhindern. So können, nicht zuletzt dank Eiden, 21 000 Häftlinge den 11. April 1945, den Tag der Selbstbefreiung des Lagers erleben.

Nach der Heimkehr wirkte er in der westdeutschen KPD, für die er 1947 auch in den Landtag von Rheinland-Pfalz einzog. Am 6. Dezember 1950 starb er im Alter von 49 Jahren an den Folgen der langen Haft. In Weimar trug bis 1990 eine Schule seinen Namen; eine Hans-Eiden-Straße gibt es noch. In Trier erinnert seit dem 6. Dezember 1995 eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus an ihn. Und in dieser Woche lud der Arbeitskreis »Trier im Nationalsozialismus« wieder zu einem Rundgang auf den Spuren von Hans Eiden durch die Stadt.