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Standpunkt

Die Tücke der Prinzipien

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 1 Min.

An der Beurteilung des Beitrags Boliviens zum UN-Klimagipfel in Cancún scheiden sich die Geister. Mancher der Diplomaten wird wohl in Pablo Solon nur einen Quertreiber gesehen haben. Anders lässt sich die Zustimmung zum Abwürgen seiner Beiträge durch die mexikanische Außenministerin kaum interpretieren. Sprecher von Umweltverbänden hingegen stimmen den Einwänden des bolivianischen Delegationsleiters zu. Und tatsächlich sind die Ergebnisse über weite Strecken reine Lippenbekenntnisse. Das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, wird praktisch von keiner einzigen konkreten Verpflichtung zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen oder zum konsequenten Waldschutz unterstützt. Doch was wäre die Alternative – ohne Blockierer wie die USA oder Saudi-Arabien? Die haben wir schon gesehen: in Kopenhagen. Da gab es keine verbindlichen Beschlüsse, sondern einen Aufruf zu freiwilligen Selbstverpflichtungen. Und was auf diese folgte, ist bekannt: die jetzt kritisierten ungenügenden Klimaschutzmaßnahmen.

Auch die vermeintlich gutwilligen großen Akteure haben nämlich immer noch nicht begriffen, was der einst gefeierte Report des früheren Chefökonomen der Weltbank Nicholas Stern vorrechnete: Die Folgen der Erwärmung werden viel teurer als die Vermeidung. Und so ist der Kompromiss von Cancún wohl doch sinnvoller als bloße Prinzipienfestigkeit.

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