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Schachturnier hinter Gittern

Wie Häftlinge in den Gefängnissen über Weihnachten abgelenkt werden

  • Lesedauer: 2 Min.

Von Marion van der Kraats, dpa

Die Weihnachtstage gelten als die schwierigste Zeit im Gefängnis. »Die Gefangenen, sogar die härtesten unter ihnen, leiden sehr darunter, dass sie das Weihnachtsfest nicht im Kreise ihrer Familie feiern dürfen«, sagte gestern Justizminister Volkmar Schöneburg (LINKE).

Mit besonderen Angeboten sollen die Häftlinge abgelenkt werden. Neben Gottesdiensten gibt es Sportwettkämpfe oder Skat- und Schachturniere. Auch Weihnachtsbaum und Festschmaus mit Entenbraten fehlen nicht. Besuch von draußen können die rund 1500 Gefangenen im Land Brandenburg aus organisatorischen Gründen nicht bekommen. Geschenke sind aber möglich, erklärte Schöneburgs Sprecher Frank Schauka. Die Pakete werden in den Justizvollzugsanstalten geröntgt, weil sich immer wieder Drogen in der Weihnachtspost befinden.

Einige Straftäter haben keinen Kontakt zu Verwandten. Damit sie nicht leer ausgehen, appellieren die Gefängnis-Seelsorger in ihren Gemeinden an das Mitgefühl. So gab es beispielsweise in diesem Jahr 80 Päckchen für Gefangene in der Anstalt Cottbus-Diessenchen, berichtete Leiter Oliver Allolio. Seine Anstalt hat rund 450 Insassen. Straftäter in Wriezen erhielten Päckchen mit Süßigkeiten aus Spenden der Caritas.

Auf den meisten Speiseplänen der sechs Vollzugsanstalten in Brandenburg findet sich Ente. Daneben ist Wildgulasch mit Klößen beliebt, ebenso wie Schweinebraten oder Kaninchenkeule. In Cottbus gibt es am ersten Weihnachtsfeiertag Wildlachsfilet mit Dillsoße und Leipziger Allerlei.

Zu Weihnachten seien die meisten Gefangenen sehr in sich gekehrt, erzählte Allolio. »Um der Depression entgegenzuwirken, bedürfen die Gefangenen besonderer Zuwendung und Ablenkung.« Darum gibt es in Cottbus Sportveranstaltungen und Wettkämpfe wie Skat- oder Schachturniere. Zudem sind mehrere Gottesdienste geplant, teils mit Posaunenchor, teils in Polnisch. In Frankfurt (Oder) gibt es Gottesdienst für Häftlinge aus Litauen.

Mit ähnlichen Angeboten versuchen alle Gefängnisse die bedrückte Stimmung aufzufangen. Zudem seien die Vollzugsbeamten sensibilisiert. Sie nehmen sich mehr Zeit für den Einzelnen, schilderte der Leiter der JVA Brandenburg/Havel, Hermann Wachter. Bei ihm sitzen Straftäter ein, die zu hohen oder gar lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt sind. Kippt die Stimmung, eilen die Seelsorger ins Gefängnis. »In der Regel genügt es aber, ein persönliches Gespräch mit dem Gefangenen zu führen.«

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