Fest der Freude und des Humors

In Nicaragua geraten feierliche Umzüge zu Ehren der Jungfrau Maria und zu Weihnachten zu einer Art Nachbarschaftstreffen

  • Willi Volks, Managua
  • Lesedauer: 2 Min.
Nikolaus und Advent sind in Nicaragua unbekannt, Weihnachten wird aber groß gefeiert. Wie auch das Fest der »Purisima« zu Ehren der Jungfrau Maria am 7. Dezember.
In Nicaragua macht die Weihnachtsdekoration nicht einmal vor den Stromleitungen Halt.
In Nicaragua macht die Weihnachtsdekoration nicht einmal vor den Stromleitungen Halt.

Befindet man sich, aus deutschen Gefilden kommend, zur Vorweihnachtszeit in Nicaragua, dann begegnen einem dort ungewohnte Traditionen. Wenn man Mitte November in der Hauptstadt Managua bei knapp 30 Grad Wärme im Freien eines Restaurants sitzt und der Kellner kommt in einem vollständigen Weihnachtskostüm an den Tisch, dann stellt sich nicht sofort weihnachtliche Vorfreude ein. Ebenso geht es mir, wenn ich nachts in Managua unterwegs bin: Quer über die Straßen sind unzählige Lichterketten gespannt, die die Nacht taghell erleuchten. Doch auch am Tag stellen sich bei mir angesichts riesiger – mit unheimlich viel buntem Schmuck behängten – Plastikweihnachtsbäume, die rund um den Kreisverkehr stehen, keine vorweihnachtlichen Gefühle ein. Weihnachten in Nicaragua – obwohl durch die Kolonialisierung katholisch geprägt – unterscheidet sich sehr von den christlichen Bräuchen in Deutschland. Nikolaus und Advent sind unbekannt, dafür feiert man am 7. Dezember aus Verehrung der Jungfrau Maria das Fest der »Purisima«.

Man zieht dann von Haus zu Haus, wo kleine Altäre mit Bildern der Jungfrau aufgebaut sind, und ruft: »Quien causa tanta la alegría?« (Wer verursacht die ganze Freude?) und antwortet sich gegenseitig: »La concepción de Maria!« (Die Empfängnis von Maria). Danach werden Süßigkeiten zugesteckt und der Tross zieht weiter. Besonders auf dem Land wird diese Tradition zu einer Art Nachbarschaftstreffen, man steht auf den Wegen, unterhält sich und scherzt – da erkennt man die freundlichen Nicas wieder, die so gern feiern und lachen.

Zu Weihnachten, in der Nacht vom 24. zum 25. Dezember, zieht wieder ein Tross durch Stadt und Land. Diesmal begleitet man mit Blasmusik Maria und Josef auf ihrer erfolglosen Suche nach einer Herberge. Danach feiert man die Mitternachtsmesse und im Anschluss schießt man vor Freude Raketen in den Himmel. Am nächsten Tag fahren viele der Städter, die es sich leisten können, an das Meer. Auf dem Land gehen die kleinbäuerlichen Familien ihren täglichen Arbeiten nach und melken zum Beispiel die Kühe, wie auch in den Projektgemeinden der Kooperative » Flor de Pancasán« (Blume von Pancasán).

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