Bauern-Aufstand in Garmisch

DOSB-Präsident Thomas Bach kritisiert Haltung der Grundstücksbesitzer

  • Lesedauer: 3 Min.
Der Bauern-Aufstand in Garmisch-Partenkirchen sorgt bei den Münchner Bewerbern um die Winterspiele 2018 weiter für Ärger. DOSB-Präsident Bach kritisiert das Vorgehen der Grundstücksbesitzer und hält Enteignungen für nichts Ungewöhnliches.

Der Grundstücksstreit um das Großprojekt Olympia 2018 geht in eine neue Runde. Präsident Thomas Bach vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) hat den Anwalt der Grundstücksbesitzer in Garmisch-Partenkirchen scharf kritisiert. »Wenn ein Anwaltsbrief öffentlich wird und sich herausstellt, dass von 59 Bauern überhaupt nur einige von den olympischen Planungen betroffen sind und mit den anderen noch Gespräche geführt werden, spricht das für sich«, sagte Bach in der »Welt am Sonntag«.

Der Brandbrief an das Internationale Olympische Komitee (IOC) sei eine »Steilvorlage für die Mitbewerber«, sagte Bach. Enttäuschend sei vor allem, dass eine solche Geschichte in der Schlagzeile gipfele, >Bayerns Bauern machen mobil gegen Olympia<, erklärte der IOC-Vizepräsident: »Sie können davon ausgehen, dass in Korea und Frankreich das eine oder andere Schenkelklopfen zu hören gewesen ist, und das war kein Schuhplattler«. Pyeongchang in Südkorea und das französische Annecy sind Münchens Konkurrenten um die Winterspiele 2018.

Nach Ablauf eines Ultimatums an die Münchner Olympiabewerber haben sich 59 Bauern aus Garmisch direkt an das IOC gewandt. In dem Schreiben an IOC-Präsident Jacques Rogge vom 23. Dezember teilte Rechtsanwalt Ludwig Seitz mit, dass seine Mandanten ihren Grundbesitz nicht für die Winterspiele 2018 zur Verfügung stellen werden.

Der beharrliche Bauern-Aufstand wird sich laut Bach nicht zu einem Protest wie in Stuttgart gegen den Bahnhofs-Neubau entwickeln: »Die Spiele hätten praktisch keine Eingriffe in die Natur zur Folge. Ein Garmisch 21 sehe ich nicht«, meinte der Sportfunktionär in einem »Welt«-Interview.

Die IOC-Mitglieder wissen laut Bach einzuschätzen, dass es für ein solches Großprojekt nie 100 Prozent Zustimmung geben kann. »Dass wir in Garmisch Lösungen und Kompromisse finden müssen, steht außer Frage«, sagte der DOSB-Chef. Um die Chancen gegen die ebenfalls von Problemen begleiteten Mitbewerber bis zur Vergabe im Juli zu wahren, wäre eine Enteignung der Grundstücksbesitzer laut Gesetz möglich, für Bach ist das aber keine Option.

Der Sportführer setzt auf das Verhandlungsgeschick der bayrischen Regierung, die schon für die alpine Ski-WM Anfang Februar rechtzeitig Lösungen für die gleiche Problematik fand. »Ich hoffe, dass sich alles vorher regeln lässt. Natürlich haben wir Enteignungen bei internationalen Bewerbungen erlebt, es wäre also nichts Ungewöhnliches«, betonte er.

Der nationale Anspruch sei jedoch eine Lösung im Konsens. Bach erwartet dazu Kompromissfähigkeit von der anderen Seite, »und dass sich einzelne der breiten Mehrheit nicht verschließen. Was ich aus der Politik höre, stimmt mich zuversichtlich«. Trotz des Grundstücksstreits in Garmisch habe München »hervorragende Chancen«, sagte Bach. In dem Konzept stecke »nicht nur deutsches Organisationstalent, sondern auch olympisches Herzblut«. dpa

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