Teilen ist nicht

Es fällt auf: Der Ton, mit dem über Einwanderer und ihre Herkunftsländer gesprochen und geurteilt wird, hat sich insbesondere in Deutschland verschärft. Und das ist genau zu einer Zeit geschehen, in der sich die Politiker hierzulande brüsteten, die große Krise souverän gemeistert zu haben, während viele andere Länder an deren Folgen laborierten. Teilen ist eben nicht jedermanns Sache. Für den Menschenrechtskommissar im Europarat, Thomas Hammarberg, droht bereits jetzt eine »dramatische Kehrtwendung europäischer Werte«, und er befürchtet noch Schlimmeres, sollte die Eurozone auseinanderbrechen.

Schon jetzt gelten Migranten hierzulande als potenzielle Abzocker oder Terroristen und müssen für jede Misere in Problembezirken herhalten. Die südeuropäischen Länder nebst ihren Bewohnern werden als faul und verschwenderisch diffamiert. Sie seien selbst an ihrer Pleite schuld, weil sie keine Reformen zustande gebracht hätten. Gemeint sind damit wohl staatliche Verarmungsprogramme wie die Hartz-Gesetze und der Ausbau des Niedriglohnsektors. »Bild« verglich Deutschland mit einem »sparsamen Hausbesitzer« und zeigte Verständnis dafür, dass dieser nicht seinen »verschwenderischen 26 Nachbarn zuliebe« höhere Kreditzinsen zahlen will.

Willkommen ist allein handverlesenes Menschenmaterial für die deutsche Wirtschaft. Es soll die wirtschaftlichen Erträge noch vergrößern, von denen man dann erst recht nichts abgeben will.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal