Springer-Opfer

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Man muss da nicht lange überlegen. Werden Journalisten wider geltendes Recht wegen Ausübung ihres Berufes inhaftiert, so sollte ihnen die Solidarität der gesamten Branche gehören. Das gilt für alle Blätter, also auch für die mit eingeschränkter Seriosität. Und tatsächlich haben die derzeit in Iran festgehaltenen »Bild am Sonn- tag«-Mitarbeiter die tätige Aufmerksamkeit vieler ihrer Kollegen. Die nicht weniger Prominenter aus Glamour und Politik noch dazu.

Vielleicht hat Chefredakteur Mayer auch deshalb von vornherein auf eine differenzierte Darstellung des Sachverhalts verzichtet. Über die Verhafteten sagt er: Sie waren beseelt von nichts als »journalistischer Neugier...« Mindestens genauso wissenswert wäre es deshalb gewesen und ist es noch, warum sie es unterlassen haben, sich als Journalisten auszuweisen und warum sie offenbar ein falsches Visum hatten. Mayer versichert uns zwar: »Sie wurden verhaftet, weil sie die Wahrheit suchten...« Deshalb müsste er aber auch Verständnis dafür aufbringen, dass das vielleicht manchen Promis, aber nicht allen Journalisten als Erklärung genügen kann.

Man sollte die Leitung des Blattes vor allem danach fragen, warum sie sich in einem Land auf Pressefreiheit beruft, von dem sie selbst ständig schreibt, es gebe dort keine. Und warum die Journalisten Dinge im grausigen Iran erfragen sollten, die sie am Telefon hätten erfahren können. War also das Springer-Opfer ein Bauernopfer für eine politische Kampagne?

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