Voller Sehnsucht und vieler Wünsche

Galerie Ost-Art zeigt Bilder von Johannes Helm

  • Jack Rodriguez
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Verschmitzt schaut der bärtige Mann über seine Schulter und dem Betrachter direkt ins Auge. Doch so lebenslustig wie auf diesem späten Selbstporträt von 1996 gibt sich Johannes Helm selten auf seinen Bildern. Eher steif stehen die Personen, wie das 1982 entstandene »Mädchen vor dem Haus«. Es ist unverkennbar: Der 1927 in Schlesien geborene Helm ist Autodidakt, der ab 1972 über die naive Malerei selbst zur Kunstausübung fand. Eigentlich lehrte er als Professor Psychologie. Er entwickelte sich zum Multitalent, das es inzwischen auch seiner Ehefrau, der Autorin Helga Schubert, gleich tut und schreibt. Die Ölgemälde von Johannes Helm sind voller Melancholie - da ist die Sehnsucht nach der guten alten Zeit, der Wunsch, wie die alten Meister malen zu können und das Bedürfnis nach Geselligkeit. Obwohl Helm mehrere Stilistiken beherrscht, kehrte er vor zwei Jahren für das Bild »Einsame Hochzeit« sicherlich bewusst zur naiven Malweise zurück und schuf damit einen eigentümlichen Ausdruck: Wahrscheinlich ist nicht einmal der Hund im Vordergrund so verlassen, wie die Braut und der Bräutigam, die auf menschenleerer Straße die Karte eines Restaurants studieren. So haben auch die Rückgriffe auf die Kunstgeschichte ihre Berechtigung. Oder wer denkt nicht bei mondklarer Nacht an Caspar David Friedrich? Johannes Helm jedenfalls wird diese im Dunkel leuchtende Nacht der »Zwei Männer in Betrachtung des Mondes« in Erinnerung gehabt haben, als er 1993 seinen »Halbmond überm Meer« schuf. Nicht ohne Grund heißt die Ausstellung in der Kulturring-Galerie Ost-Art »Gegenwelten«. Denn zum hektischen und automatisierten Leben der heutigen Städte schuf er Idyllen, in denen Raben das Sagen haben. Dabei haben auch Menschen ihre Berechtigung - zumindest wenn sie sich vorsichtig über impressionistisch getupfte Mohnblumen beugen oder verzüc...

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