Märtyrer auf Leinwand

Rosa-Luxemburg-Stiftung erwarb Werke des Spätexpressionisten Ewald Christian Tergreve

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 2 Min.
»Leichenzug der Rosa Luxemburg« von Ewald Christian Tergreve, 1953
»Leichenzug der Rosa Luxemburg« von Ewald Christian Tergreve, 1953

Er hat sein spätes Werk nicht ausgestellt, war an Verkäufen nicht interessiert. Der Maler und Grafiker des Spätexpressionismus Ewald Christian Tergreve (1910-1971) hat sein Oeuvre zeitlebens unter Verschluss gehalten. Nun hat Renita Schnorr von der Galerie Am Rathaus, die den Verkauf des Nachlasses Tergreves verwaltet, drei besondere, bislang unveröffentlichte Schätze des Sandkuhl- und Hofer-Schülers ausgegraben: die beiden Aquarelle »Politische Demonstration – Redner Karl Liebknecht« und »Demonstration auf dem Schlossplatz mit Karl Liebknecht« sowie die Zeichnung »Leichenzug der Rosa Luxemburg«.

Die Werke, alle aus dem Jahr 1953, wurden jüngst auf Vermittlung Gregor Gysis von der Rosa-Luxemburg-Stiftung erworben. Sie werden nun im ND-Gebäude am Friedrichshainer Franz-Mehring-Platz ihren würdigen Platz finden.

Gysi spielte bei der Präsentation der Bilder vor allem auf die fehlende politische Erinnerungskultur in Deutschland an. »Probieren sie mal in der Linkspartei eine Straßenbenennung für Bismarck zu erreichen. Versuchen sie mal mit der CDU das gleiche für Clara Zetkin – es funktioniert nicht«, bedauerte der Politiker die Ideologisierung des Erinnerns.

»Würde an der Kremlmauer nicht Zetkin, sondern ein Franzose begraben liegen, die französischen Staatschefs würden dort Kränze niederlegen.« Während es für die europäischen Nachbarn also völlig selbstverständlich sei, so unterschiedliche historische Figuren wie Jeanne d'Arc und Napoleon gleichermaßen zu ehren, sei das in Deutschland leider nicht möglich.

»Diesen Zustand, der sicher auch mit der deutschen Teilung zusammenhängt, müssen wir überwinden«, wünscht sich der Fraktionsvorsitzende der Linksfraktion im Bundestag. Dass seine Generation hier einen Wandel erlebt, glaubt er allerdings nicht. »Ich setze meine Hoffnung auf die Zukunft.«

Die Sujets der drei Bilder haben dieser Tage besondere Aktualität erlangt. Nicht nur wird am Sonntag der sozialistischen Märtyrer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gedacht. Auch in der geradezu hysterischen Diskussion um den jüngsten Artikel der LINKE-Vorsitzenden Gesine Lötzsch spielt Luxemburg eine wichtige Rolle.

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