nd-aktuell.de / 13.01.2011 / Brandenburg / Seite 11

Bürger aktiv gegen Nazi-Provokation

Gegen Gedenken an Luxemburg und Liebknecht / Huldigungen des Mörders Pabst hielten nur kurz

Katja Herzberg

Zehntausende gedachten am vergangenen Wochenende in Berlin der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Nazis nutzten diesen Anlass für eine weitere Provokation. Sie brachten Papierschilder mit der Aufschrift »Waldemar-Pabst-Straße« an Straßen- und Hinweisschildern sowie mindestens einem Gedenkstein in der Stadt an und huldigten damit dem Freikorpsoffizier Waldemar Pabst. Er hatte 1919 den Befehl zur Erschießung der KPD-Gründer gegeben. Nachdem die NP(D)VU mit der Datumswahl ihrer »Fusionsfeier« am 15. Januar, dem Todestag der Arbeiterführer, bereits für Unruhe sorgte, stören auch die Freien Nationalisten das Gedenken an Luxemburg und Liebknecht.

Am Mittwoch machten Anwohner das ND auf die Schriftzüge in Lichtenberg aufmerksam. Unweit der Max-Taut-Aula, in der die NPD-Veranstaltung stattfinden soll, sind gleich an zwei Orten Papierschilder bemerkt worden. Eines befand sich am Montag am Studentenwohnheim »Hans und Hilde Coppi« in der Coppistraße. Das Ehepaar gehörte im NS-Regime zur Widerstandsgruppe Rote Kapelle und wurde 1942 bzw. 1943 in Plötzensee hingerichtet. Ein Anwohner entfernte das Papierschild sofort, sodass es vermutlich nur wenige Stunden zu sehen war. Ein Papier mit der Aufschrift »Waldemar-Pabst-Platz« klebte an der Gedenkstele für den Rummelsburger Arbeiterwiderstand auf dem Nöldnerplatz.

Über das beherzte Handeln der Lichtenberger zeigte sich Bezirksbürgermeisterin Christina Emmrich (LINKE) am Mittwoch erfreut. Ihr Büro gilt schon seit ein paar Jahren als Anlaufstelle, um Graffitis und Schmierereien von Nazis im Bezirk zu melden. Am Mittwoch wusste Emmrich bereits von fünf Schildern, die am Wochenende in Lichtenberg verteilt wurden. Auch das Straßenschild des Anton-Saefkow-Platzes war betroffen. »Das ist ein weiterer Versuch, zu provozieren«, erklärte Emmrich. Doch die Lichtenberger seien sehr aufmerksam und versuchten, solche Verunglimpfungen sogar selbst zu entfernen.

Das antifaschistische Pressearchiv (apabiz) vermutet, dass die Täter aus der Kameradschaftsszene stammen oder lokale NPD-Anhänger seien. Bei dem Internetportal »Nationaler Widerstand Berlin« berichteten die Nazis selbst bereits am 8. Januar von ihrer Aktion. Dort heißt es, auch in Neukölln, Steglitz, Marzahn, Hellersdorf sowie Großziethen seien »kommunistische und jüdische Straßennamen« überklebt worden.