nd-aktuell.de / 14.01.2011 / Sport / Seite 19

Köttel in der Hose

Wie die Wettmafia Junioren bedrohte

Jörn Hartwich, dpa

Die Fußball-Wettmafia hat anscheinend mit allen Mitteln versucht, auch A-Jugendspieler zu bestechen. »Ich hatte einen Köttel in der Hose», sagte ein ehemaliger Aktiver von Arminia Bielefeld am Donnerstag im Zeugenstand des Bochumer Landgerichts. Der heute 18 Jahre alte Abwehrspieler will gehört haben, wie der in Bochum angeklagte mutmaßliche Wettbetrüger Stevan R. am Telefon drohte, Freiburger Jugendspieler »einen Kopf kürzer« zu machen. »Die haben nicht funktioniert«, soll R. damals gesagt haben.

Nach eigenen Angaben hat sich der 18-Jährige Ende 2009 bereit erklärt, Spiele von Arminia Bielefeld zu verschieben. Der erste Auftrag: Die U-19-Partie gegen den VfL Bochum vom 31. Oktober 2009 sollte mit zwei Toren Unterschied verloren werden. Der Plan ging auf. Bochum gewann mit 4:0, der Abwehrspieler bekam 200 Euro. Außerdem habe es eine SMS vom Angeklagten Stevan R. gegeben: »Alles gut gelaufen.«

Vor der Partie gegen Schalke 04 am 8. November 2009 seien ihm dann sogar 1500 Euro geboten worden, ebenso drei weiteren Mitspielern. Auch dieses Spiel sollte mit zwei Toren Differenz verloren werden, doch Bielefeld gewann. Endstand: 2:1 für die Arminia.

Später sei auch noch über weitere Manipulationen gesprochen worden, zu denen es wegen der Ermittlungen jedoch nicht mehr gekommen sei. Er selbst will allerdings nie absichtlich schlecht gespielt haben: »Ich hätte nie aktiv ins Spielgeschehen eingegriffen.«

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat gegen den Abwehrspieler später eine 14-monatige Sperre verhängt, die im Februar ausläuft. Die Fußballkarriere ist aber wohl trotzdem vorbei. »Ich habe davon geträumt, es bis in die 2. Liga zu schaffen«, sagte der 18-Jährige. »Jetzt werde ich wohl nur noch in der A-Kreisliga kicken.«

Richter Carsten Schwadrat reagierte mit Unverständnis auf die Bereitschaft des jungen Abwehrspielers, sich bei der ersten Anfrage eines Kollegen sofort von der Wettmafia einspannen zu lassen. »Ich habe ja nur helfen wollen«, entgegnete der U-19-Spieler. Sein Freund habe 3500 Euro Wettschulden gehabt. Außerdem habe ihn Stevan R. richtig heiß gemacht. »Er hat mir gesagt: Bemühe dich, in die Regionalliga zu kommen, da gibt es richtig Asche, 20 000 Euro.« Stevan R. kommentierte die Aussagen des Zeugen nicht, hat aber bereits seine Beteiligung an Manipulationen gestanden.