nd-aktuell.de / 28.01.2011 / Sport / Seite 19

Aus dem Rückraum

Ausgerutscht

Mark Wolter

Auch wenn die Handball-WM gerade in die entscheidende Phase geht, so ein Ruhetag wie am Mittwoch – da geht es den Reportern wie den Spielern – ist so verkehrt nicht. Da kann der Laptop morgens ruhig mal zugeklappt bleiben, das Schreibprogramm warten und stattdessen Neues erkundet werden. Curling zum Beispiel. In Jönköping gab es direkt vor der Handballarena eine der Hallen, in denen die schweren Granitsteine auf Eisbahnen in die Zielkreise geschoben werden.

An der Tür begrüßte mich Johan Ivarsson. Der freundliche Rentner im modisch blauen Jogginganzug fragte gleich, ob ich reserviert hätte. Ab frühen Mittag seien schließlich alle Bahnen reserviert. Den ganzen Tag? Ist das immer so? Ja, erzählte Johan, Curling sei ein klassischer Familiensport in Schweden. »Wie Bowling in Amerika.« An drei Tagen der Woche können die Bahnen privat gemietet werden. 800 Kronen je Stunde, etwa 90 Euro, kostet der Spaß für bis zu acht Spieler. Die anderen vier Tage gehört die Halle den Profis von den Vereinen.

Sechs Ligen gebe es in Schweden, mit unzähligen Vereinen, klärte mich Johan auf. In Deutschland nicht mal zwanzig, erwiderte ich. In Berlin gebe es einen Klub, aber ich war noch nicht da. Johan schaute mich verständnislos an. »Wollen Sie mal probieren?« Sicher, einen Stein übers Eis schieben, kann ja nicht so schwer sein. Und auch die kleinen Kindergartenknirpse der schwedischen Familie auf der Nebenbahn hatten gerade vorgemacht, wie kinderleicht es ist. Rechte Hand der Stein, links der Besen zum Abstützen, mit dem rechten Fuß abstoßen, auf dem linken übers Eis gleiten, erklärte Johan, der seit dreißig Jahren in Jönköping im Verein gespielt hat und nun die Anfänger betreut.

»Alles klar?« Klar, ein vorfreudiges Nicken, ein fulminanter Abstoß vom sogenannten Hack und ich glitt los. Leider nicht lange und viel zu schnell. Der Stein schoss übers Eis und knallte an die Holzbande, ich verlor das Gleichgewicht, landete auf dem Hintern und rutschte hinterher. Die Kinderprofis auf der Nebenbahn kicherten. Genug ausprobiert, dachte ich. Zeit für mich wieder ins Medienzentrum zu gehen, den Laptop aufzuklappen und besser vom Handball zu schreiben.