nd-aktuell.de / 28.01.2011 / Sport / Seite 19

»Irgendwie« im Halbfinale

Energie Cottbus hofft im DFB-Pokalkampf nun auf Losglück

Alexander Ludewig, Cottbus

Viele Wege führen nach Berlin. Von einem träumt jeder Spieler, Verein und Fan: Mit fünf Siegen erreicht man das DFB-Pokalfinale im Olympiastadion. Aber bleiben dabei meist die unterklassigen Klubs im Vergleich mit den Bundesligisten auf der Strecke. Kommt es anders, werden stets eigene Gesetze des Pokals und jede Menge Superlative bemüht. »Das ist das Maximum«, so Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz am Mittwochabend. »Viel mehr geht nicht«, lässt er nach dem 1:0-Viertelfinalsieg von Energie Cottbus gegen 1899 Hoffenheim aber auch ein wenig Platz für Hoffnung auf den letzten Schritt hin zum Endspiel.

Wer das Ziel vor Augen hat, will auch ankommen. Deshalb wünscht sich Markus Brzenska nach der »Sensation« gegen Hoffenheim nun etwas Losglück. Im Halbfinale warten mit Bayern München und Schalke 04 zwei Bundesligisten sowie Zweitligakonkurrent MSV Duisburg. Vor allem soll es ein Heimspiel sein, denn »zuhause haben wir vor keinem Gegner Angst«, so der 26-jährige Verteidiger. Das Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr, denn Hoffenheim ist nach dem SC Freiburg und dem VfL Wolfsburg der dritte Erstligist, den Cottbus in dieser Saison aus dem Pokal geworfen hat. Und das »nicht unverdient«, wie Mittelfeldspieler Marco Kurth betonte.

Vom Anpfiff weg versuchte Energie die Gäste unter Druck zu setzen und hatte sich nach einer Viertelstunde vier gute Chancen erarbeitet. Die beste in den ersten Hälfte vergab Emil Jula vier Minuten vor der Pause. »Cottbus war in der ersten Halbzeit einfach besser«, lobte auch der gegnerische Trainer Marco Pezzaiuolli die spielerisch und kämpferisch überzeugende Darbietung. Nach Wiederanpfiff bekamen die Gäste das Spiel zwar etwas besser unter Kontrolle, aber dank großer Laufbereitschaft und mit einem starken Uwe Hühnemeier in der Innenverteidigung hielt die Cottbusser Defensive dem Druck stand.

»Typisch Pokal«, beschrieb Wollitz später die entscheidenden zwei Minuten der Partie. Man habe viel investiert und das Glück erzwungen, als Jules Reimerink mit einem Solo in den Hoffenheimer Strafraum drang und Jiayi Shao den Ball in der 84. Minute perfekt zur Führung auflegte. Als eine Minute später »irgendwie noch einer dazwischen« war, der Ball »irgendwie an die Latte« ging und dann »irgendwie nicht im Tor war«. Direkt nach Wiederanpfiff hatte sich Gylfi Sigurdsson die beste Ausgleichschance geboten, als er frei vor Thorsten Kirschbaum auftauchte. Und es war der Energie-Torwart der die Finger noch dazwischen bekommen und den Ball an die Latte gelenkt hatte. So rannten auch nach dem Schlusspfiff alle zum 23-Jährigen und begruben ihn unter dem Jubelhaufen – der Trainer obenauf.

Während die Mannschaft ausgelassen feierte und »Wir fahren nach Berlin« anstimmte, war Wollitz nicht ganz sorgenfrei. Zum einen weiß er noch nicht, wie er seine Spieler wieder auf den Ligaalltag einstimmen und vor allem für das Spiel am Sonntag in Karlsruhe »emotionalisieren« kann. Zum anderen verstand er nicht, warum nur 15 000 Zuschauer im Stadion der Freundschaft waren: »So ein Spiel muss ausverkauft sein«.

Viertelfinale DFB-Pokal:

Schalke - Nürnberg 3:2 n.V. (2:2,1:2)
Energie Cottbus - Hoffenheim 1:0 (0:0)
Duisburg - Kaiserslautern 2:0 (1:0)
Aachen - Bayern München 0:4 (0:1)