nd-aktuell.de / 01.02.2011 / Politik / Seite 20

Nach dem Schnee kam das Hochwasser

Der Januar 2011 im meteorologischen Rückblick: Sonne überbot ihr durchschnittliches Monatssoll

Martin Koch

Normalerweise ist der Januar hierzulande der kälteste Wintermonat. Schon im Mittelalter wurde er auf Vorschlag Karls des Großen als »Schneemonat« bezeichnet. Schnee gab es auch diesmal reichlich. Allerdings stammte der noch großenteils aus dem Dezember, der so kalt ausgefallen war wie seit 40 Jahren nicht mehr.

Das frostige Winterwetter hielt auch in den ersten Januartagen an. Dann jedoch gelangten aus südwestlicher Richtung Tiefausläufer und somit milde Luftmassen nach Mitteleuropa. Es kam zu kräftigen Regenfällen, die gepaart mit dem einsetzenden Tauwetter dazu führten, dass vielerorts die Flüsse über die Ufer traten. Besonders prekär war die Lage an der Elbe, wo das Hochwasser vergleichsweise lange anhielt und in der Stadt Lauenburg mit 9,14 Metern einen neuen Rekordstand erreichte. Der Pegel der Weser stieg in Hannoversch-Münden auf 6,20 Meter und damit fast auf den Spitzenwert des »Jahrhunderthochwassers« vom Januar 1995.

Zu Beginn der dritten Monatsdekade sorgte ein Hoch mit Schwerpunkt bei den Britischen Inseln für eine zunächst mäßig kalte Nordströmung. Gegen Ende des Monats setzte sich dann trockenes und noch kälteres Hochdruckwetter durch. Dennoch war der Januar 2011 mit einer Durchschnittstemperatur von 1,0 Grad Celsius um 1,5 Grad zu warm, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach Auswertung der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen mitteilte. Die höchsten Temperaturen wurden in der Oberrheinischen Tiefebene bei Müllheim sowie in Freiburg im Breisgau gemessen. Hier kletterte die Quecksilbersäule am 8. Januar jeweils auf 16,2 Grad Celsius. Am kältesten war es am 23. Januar in Oberstdorf: minus 20,1 Grad Celsius.

Die mittlere Niederschlagsmenge lag im Januar 2011 bei 63 Litern pro Quadratmeter (l/qm) und damit nur knapp über dem Sollwert von 61 l/qm. Nachdem der Dezemberschnee infolge des Tauwetters weitgehend dahingeschmolzen war, fielen dann gegen Ende des Monats vor allem im Süden Deutschlands die Niederschläge teilweise wieder als weiße Flocken. Am 26. Januar registrierte der DWD am Münchner Flughafen eine Schneehöhe von 7 Zentimetern, auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald waren es 112 Zentimeter.

Im Januar 2011 strahlte die Sonne im Schnitt 56 Stunden vom Himmel und überbot ihr langjähriges Soll gleich um 28 Prozent. Den höchsten Wert meldete Oberstdorf mit 102 Sonnenstunden. Trübster Ort Deutschlands war Lübeck-Blankensee. Hier ließ sich die Sonne nur für 31 Stunden blicken.

Für den Monat Januar gibt es eine Vielzahl von Bauernregeln, von denen manche auch eine Prognose darüber enthalten, ob der kommende Frühling eher sonnig oder verregnet sein wird. Allerdings war das Wetter seit Jahresbeginn derart wechselhaft, dass darauf keine dieser Regeln so richtig anwendbar ist. Mit Ausnahme der folgenden: »So viele Tropfen wie im Januar, so viel Schnee im Mai.« Danach scheint uns ein recht nasskalter Wonnemonat bevorzustehen.