nd-aktuell.de / 05.02.2011 / Kultur / Seite 29

Ein echter Hundewinter

JUGENDBUCH:

Dessa Dean lebt mit ihrem Vater allein in einem Haus in den Bergen. Die Winter sind hier so schneereich, dass das Mädchen nicht in die Schule gehen kann. Doch auch wenn der Schnee Welt und Wald nicht einhüllen würde, könnte Dessa nicht mit ihren Mitschülern lernen. Denn im letzten Winter musste sie miterleben, wie ihre zuckerkranke Mutter Josi im Wald einen Insulinschock bekam und erfror. Seither ist das Kind traumatisiert. Sie kann nur noch auf die Veranda gehen, aber keinen Schritt weiter.

Ihr Vater ist als Jäger und Fallensteller den ganzen Tag unterwegs und Dessa also viel allein. Sie kümmert sich um den Haushalt und ihre Hausaufgaben: das große Einmaleins und das Römische Reich. Doch dann kommt Abwechslung in den Alltag des Mädchens. Ein brauner Hund richtet sich, so gut das bei der großen Winterkälte möglich ist, auf der Veranda ein. Doch das Tier, das Dessa sofort ins Herz schließt, scheint ebenfalls Schreckliches erlebt zu haben. Es kommt bisweilen in die Hütte, spielt aber verrückt, wenn man die Haustür schließt.

Das Mädchen und der Hund haben also ähnliche Probleme: Sie kann nicht heraus, er will nicht hinein. Einmal aber müssen beide über sich hinauswachsen: Ein Bär dringt in die Hütte ein, angelockt durch ein Menü, das Dessa gerade vorbereitet. Ihr Hund schafft es, den Räuber zu vertreiben. Doch damit nicht genug. Der Hund verfolgt den Bär in die Winternacht. Dessas Angst, ihr Hund könne verletzt sein und nicht zurückfinden, führt dazu, dass sie ihre Furcht vor dem Schnee und dem Eisprinzen überwindet und ihm folgt.

Die Geschichte »Hundewinter« von K. A. Nuzum ist eine gelungene Parabel auf kindliche Ängste und ihre Überwindung. Ein empfehlenswertes Buch für alle jungen Leser, die entdecken wollen, dass sie stärker und mutiger sind als sie selbst glauben. Kai Agthe

K. A. Nuzum, Hundewinter. Aus dem Englischen von Gerda Bean. Carlsen Verlag, Hamburg 2010, 204 S., geb., 12,90 Euro.