nd-aktuell.de / 08.02.2011 / Politik / Seite 7

Brand in Roma-Lager: Vier Kinder starben

Feuer am Rand der italienischen Hauptstadt

Vier Roma-Kinder im Alter zwischen drei und elf Jahren sind beim Brand in einem Barackenlager am Stadtrand von Rom ums Leben gekommen.

Rom/Straßburg (epd/AFP/ND). Nach dem Brand in dem Roma-Lager gehen die Ermittler laut einem Bericht der Tageszeitung »La Repubblica« davon aus, dass ein defekter Heizofen das Feuer in der Behausung aus Wellblech und Pressholz verursachte. Die Eltern der Kinder befanden sich den Angaben zufolge beim Einkauf in einem nahen Schnellrestaurant, als der Brand ausbrach. Vier weitere Kinder der Familie befanden sich zu diesem Zeitpunkt bei Nachbarn.

Der römische Bürgermeister Gianni Alemanno bezeichnete den Tod der Kinder bei einem Besuch des Roma-Lagers unmittelbar nach dem Brand als »schreckliche Tragödie für unsere Stadt«. Er beklagte zugleich bürokratische Hindernisse bei der Umsetzung seines sogenannten Nomadenplans, der die dauerhafte Räumung der illegalen Roma-Lager am Stadtrand von Rom vorsah.

Der Europarat in Straßburg verlangte am Montag einen besseren Schutz für Roma-Gemeinschaften auf dem gesamten Kontinent. »Der tragische Tod der vier Kinder ist eine traurige Erinnerung daran, unter welchen Bedingungen viele Roma-Bürger heute in Europa leben«, erklärte die 47 Länder umfassende Organisation.

In den Wohnwagen- und Barackensiedlungen der italienischen Hauptstadt brechen häufig Brände aus. Zuletzt war im vergangenen August ein dreijähriger Junge ums Leben gekommen. In der Vergangenheit bemühte sich die Stadtverwaltung, die Roma in ihre Heimatländer abzuschieben. Seit der Einführung der Reisefreiheit für Bürger aus dem EU-Land Rumänien sei dies für einen Großteil der Betroffenen nicht mehr möglich, erklärte der römische Stadtrat für Sicherheitsfragen, Giorgio Ciardi. Vielfach verweigerten Roma bei der Räumung ihrer Siedlungen zudem den Umzug in städtische Behausungen.

In Europa leben geschätzte elf Millionen Sinti und Roma, meist in bitterer Armut und oft ohne Zugang zu höherer Bildung. Die Räumung illegaler Roma-Lager in Frankreich hatte die Minderheit im vergangenen Jahr ins Licht der Öffentlichkeit gerückt und in der EU eine Debatte über die mangelnde Integration von Roma ausgelöst.