nd-aktuell.de / 09.02.2011 / Politik / Seite 5

Keine »Pusher« auf Loveparade

Schwere Vorwürfe: Zu wenig Ordner – und die wurden falsch eingesetzt

Marcus Meier
Bei der Aufarbeitung des Loveparade-Unglücks vom Juli 2010 gerät nun wieder der Veranstalter Lopavent ins Visier der Öffentlichkeit.

Ein Stau im Eingangsbereich der Loveparade soll auf fehlende Ordner und eine mangelhafte Koordination zurückzuführen sein. Diese Vorwürfe wurden unlängst auf einer Veranstaltung des »Runden Tisches Loveparade« erhoben, der sich der Aufklärung der Katastrophe verschrieben hat. 40 Prozent der Ordner – 1300 waren eingeplant – seien nicht zum Dienst erschienen. Und dann seien die Anwesenden auch noch falsch eingesetzt worden, hieß es auf dem Treffen von Experten und Betroffenen.

»Bereits gegen 15 Uhr ist auf Bildern des WDR-Fernsehens zu sehen, dass der Eingang nicht funktioniert«, so Lothar Evers, einer der Organisatoren des Runden Tisches. Fast alle einströmenden Raver seien im Eingangsbereich stehen geblieben. Dieses absehbare Problem sollten eigentlich so genannte »Pusher« lösen, indem sie die Ankommenden vom Eingangsbereich weglocken – 150 der Ordner wurden für diese Aufgabe vorgesehen, bei hunderttausenden Besuchern. Doch sei nach bisherigem Kenntnisstand nur ein einziger »Pusher« entsprechend tätig gewesen.

Anfang Februar berichtete der »Spiegel«, dass ein leitender Polizeibeamter den »verhängnisvollen Befehl« gegeben haben soll, die Eingangsschleuse komplett zu öffnen. Dies sei entgegen einer Anweisung der Veranstaltungsleitung geschehen: Sie hatte die Schleuse geschlossen – wegen drohender Überfüllung des Areals. Doch diese Einwände habe der Polizist nicht gelten lassen: Er wollte offenbar den Kreuzungsbereich vor der Absperrung entlasten.

Sollten beide Berichte stimmen, so ergibt sich folgendes Bild: Zu viele Raver drängen zur Loveparade. Ein Polizist sorgt dafür, dass sie auf das Gelände dürfen. Dort gibt es keine Ordner, um sie auf dem Gelände zu verteilen.

40 Prozent fehlende Ordner, die die Planung über den Haufen warfen: In keinem einzigen bisher vorgelegten städtischen Dokument sei eine Mindestzahl an Ordnern festgeschrieben worden, vielmehr sei die Zahl stets vage formuliert worden, moniert die »Westdeutsche Allgemeine Zeitung«. Oberbürgermeister Adolf Sauerland steht in der Kritik, weil er das zur Katastrophe führende Event um beinahe jeden Preis habe durchdrücken wollen. Die neuen Fakten würden sich nahtlos in dieses Bild einfügen.