nd-aktuell.de / 14.02.2011 / Kultur / Seite 16

Störfall

Für Jafar Panahi

Ein fahrender Pizza-Bote hat genug davon, den Schönen und Reichen beim Feiern und Verschwenden zuzusehen, während er selbst behandelt wird wie ein Dieb, ein Dreck, ein würdefreier Handlanger – und versucht sich an einem Überfall. Einen Juwelier will er berauben, aber natürlich geht alles schief. Am Ende von »Crimson Gold« sind zwei Menschen tot, und die Reihen der Klassengesellschaft schließen sich wieder. Der zur Verzweiflungstat getriebene Hussein: nichts als ein kleiner Störfall aus der Unterschicht. Und ein Pechvogel noch dazu.

Ort der Handlung: Teheran zu Zeiten der islamischen Republik. Es war eine Zeitungsnotiz über einen realen Fall, die Drehbuchautor Abbas Kiarostami und seinen Regisseur Jafar Panahi inspirierte, einen Film über die soziale Ungerechtigkeit eines Systems zu machen, das feuchtfröhliche Partys, westliche Modeerscheinungen wie Pizza-Lieferdienste und die soziale Dekadenz üppiger Villen mit privatem Schwimmbad theoretisch gar nicht vorsieht. Für »Crimson Gold« erhielt Panahi, der in der Internationalen Jury der Berlinale sitzen sollte, wenn er nicht gerade mit Gefängnis und Berufsverbot für sein waches Mitleiden an der Not anderer büßen müsste, 2003 einen Jury-Preis beim Filmfest in Cannes. Caroline M. Buck

Pate: Rafi Pitts