Vorgegaukelter Frühling

Für die Beelitzer Spargelbauern hat die Saisonarbeit bereits begonnen. Mitte April ist Erntebeginn

  • Thorsten Gehrke, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Für Rheinländer ist der Karneval die schönste Jahreszeit, für Beelitzer die Spargelsaison. Das beliebte Edelgemüse wächst nur wenige Wochen bis zum Sommer – dann sollte es warm und trocken sein. Die Feldarbeit beginnt aber schon jetzt.

Potsdam/Beelitz. Grauer Himmel, es ist kühl und regnerisch – noch scheint der Frühling weit weg. Für Brandenburgs Spargelbauern hat aber schon die Feldarbeit begonnen. »Der Boden wird nochmals durchfräßt, dann müssen die Dämme aufgeschüttet werden«, sagt Jürgen Jakobs, Vorstandsmitglied des Beelitzer Spargelvereins und selbst Landwirt. In einem zweiten Schritt werden Folien über die Dämme gezogen und darüber an Stäben durchsichtiges Thermoplastik befestigt. So kommt ein Effekt wie im Gewächshaus zustande, der Erddamm kann sich auf bis zu 15 Grad erwärmen.

»So gaukelt man dem Spargel im Grunde vor, dass das Frühlingswetter schon weiter fortgeschritten ist«, erklärt Jakobs. »Ohne die Folien würden wir erst im Mai Spargel haben.« Der Regen der letzten Wochen hat den Pflanzen nicht geschadet, denn der durchlässige sandige Boden konnte das Wasser gut aufnehmen. Trotz der noch kühlen Temperaturen sind die Spargelbauern zuversichtlich, deshalb wurde der Termin für den Saisonstart bereits jetzt festgelegt. Offizieller Erntebeginn im größten ostdeutschen Spargelanbaugebiet südlich von Berlin ist am 14. April, eine Woche vor Ostern.

2010 hatten die Landwirte weniger Glück mit ihrer Planung. Die lange Kälteperiode bereitete ihnen bis in den Mai hinein Probleme. Es gab zum Saisonauftakt ein dürftiges Angebot und manche Stange war auch noch hohl. Im Jubiläumsjahr – die Beelitzer feiern 150 Jahre Spargelanbau – soll alles besser werden. Jakobs: »Wir erwarten einen Ertrag von rund 6000 Tonnen.« Im Raum Beelitz gibt es 15 Landwirte, die 1100 Hektar bewirtschaften, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Jakobs sieht nun kaum noch Möglichkeiten für eine Ausweitung. »Die Fläche und auch das Absatzpotenzial sind an der Obergrenze.« Für das Potsdamer Agrarministerium ist der märkische Spargel eine Erfolgsgeschichte. Kein anderes Gemüse habe im Land einen solchen Aufschwung genommen, heißt es. Brandenburg hat sich mittlerweile hinter Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bundesweit den dritten Platz erobert. Spargelanbau gibt es im Süden, in der Prignitz sowie im Osten.

Eine weitere Flächenausweitung in Brandenburg sieht das Landesamt für ländliche Entwicklung skeptisch. Die Grenze sei langsam erreicht, meint Referatsleiter Jörg Lübcke. 1991 wurde das Edelgemüse auf 552 Hektar gezogen, jetzt sind es knapp 2800 Hektar. Neben dem Flächenzuwachs gibt es dem Amt zufolge einen deutlich verbesserten Ertrag. Während vor 20 Jahren nur rund 14 Dezitonnen pro Hektar vom Acker geholt wurden, seien es im vergangenen Jahr bereits Jahr 53 Dezitonnen pro Hektar gewesen. 2010 wurden im Land insgesamt 14 700 Tonnen geerntet. Um den Preis einigermaßen stabil zu halten, müssten unter anderem neue Absatzwege gefunden werden, stellt Lübcke fest.

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