20 Missbrauchsopfer meldeten sich

Großteil der Fälle in evangelischen Einrichtungen in den 50er und 60er Jahren

  • Lesedauer: 2 Min.

(epd). Mehr als 20 Opfer sexueller Übergriffe in evangelischen Einrichtungen haben sich seit Juni vergangenen Jahres bei der Missbrauchs-Beauftragten der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gemeldet. Ein Großteil der Fälle habe sich in der Vergangenheit ereignet, teilweise in den 50er und 60er Jahren, sagte die Ansprechpartnerin für die Opfer, die Rechtsanwältin Frauke Reeckmann-Fiedler, am Montag.

Drei bis vier der Übergriffe ereigneten sich dagegen in den vergangenen zwei Jahren. In einem Fall betreffe es das Verhältnis zwischen kirchlichen Angestellten und Schutzbefohlenen, sagte die Rechtsanwältin, ohne genauere Angaben zu machen. In den anderen Vorfällen geht es um sexuelle Übergriffe von Kindern und Jugendlichen untereinander.

Die Betroffenen hätten sich jeweils erst an sie gewandt, nachdem sie über die offiziellen Stellen Anzeige erstattet haben, so Reeckmann-Fiedler. Die 61-Jährige ist im Juni 2010 zur kirchlichen Beauftragten für Opfer von Missbrauch und sexueller Gewalt berufen worden und berät Menschen, die in Einrichtungen von Kirche oder Diakonie Opfer von Missbrauch geworden sind.

Nach dem Bekanntwerden zahlreicher Fälle sexuellen Missbrauchs in kirchlichen Einrichtungen vor einem Jahr hatte die Landeskirche außerdem einen Handlungsplan zum Umgang bei Verdachtsfällen von sexuellem Missbrauch verabschiedet, der ältere Vorgaben konkretisiert hat. Darin ist vorgesehen, dass mutmaßliche Opfer und mutmaßliche Täter angehört werden. Für den Fall, dass sich dabei der Verdacht erhärtet, soll der Staatsanwalt informiert und ein innerkirchliches Disziplinarverfahren eingeleitet werden.

Seit dem Skandal sei in der Landeskirche auch die Sensibilität gegenüber dem Thema gewachsen, sagte die Anwältin. Dies betreffe nicht nur sexuellen Missbrauch, sondern auch Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, die durch die Aufarbeitung der Heimgeschichte der alten Bundesrepublik ins öffentliche Bewusstsein gerückt sei.

Reeckmann-Fiedler plädiert auch deswegen für die Beibehaltung einer kirchlichen Missbrauchs-Beauftragten, auch wenn sich bisher »erstaunlich wenige« Opfer an sie gewendet haben.

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