nd-aktuell.de / 23.02.2011 / Kultur / Seite 8

TV-kompatibel

Georg Mascolo / Der 46-Jährige ist künftig alleiniger Chefredakteur des »Spiegel«

Jürgen Amendt

Unter Spöttern gilt »spiegel-online« (www.spon.de[1]) als der kleine Bruder von bild.de. Unter der seriösen Haut eines Nachrichtenmagazins steckt die Ramsch-Ideologie eines Boulevard-Mediums – mehr Schein als Sein mit einem Hang zum Überzeichnen. Da wundert es nicht, dass in den meisten Reaktionen auf die Personalentscheidung des Spiegel-Verlags, die Doppelspitze in der Chefredaktion des Magazins aus Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron aufzulösen und letzteren zum Chef über alle digitalen Formate einschließlich des Internet-Auftritts zu machen, von einem Aufstieg Mascolos die Rede war. Der wird künftig allein für das gedruckte Heft die Verantwortung haben.

Formal begründet der Hamburger Verlag die Personalie natürlich anders. Die seit drei Jahren bestehende Doppelspitze bleibe bestehen, wird versichert. Sie sei »ab sofort« zusätzlich für die Digital- und Online-Angebote zuständig. Die wichtigste Info steckt im Detail: Georg Mascolo (46) bekommt im Zuge der Neuordnung die Alleinverantwortung für das gedruckte Magazin. Das ist schon als Aufstieg zu werten, denn immerhin gilt die Print-Ausgabe des Hamburger Magazins immer noch als die prestigeträchtigere Marke.

Die Aufwertung Mascolos in der internen Redaktionshierarchie ist konsequent. Der Niedersachse begann seine Karriere Ende der 1980er Jahre unter Stefan Aust bei »Spiegel TV«. Als dieser später Chefredakteur des traditionsreichen Hamburger Nachrichtenmagazins wurde, wechselte Mascolo ebenfalls zur Print-Ausgabe, wurde stellvertretender Leiter des Berliner Büros, später Korrespondent in den USA, dann Leiter des Berliner Büros. Nach dem Bruch von Redaktion und Gesellschaftern mit Aust übernahm Mascolo gemeinsam mit Mathias Müller von Blumencron Anfang Februar 2008 die Redaktionsspitze.

Von Stefan Aust hat er gelernt, dass fürs journalistische Spitzenpersonal vor allem eines wichtig ist: telegene Präsenz. Während Chefredakteurs-Kollege von Blumencron eher im Hintergrund blieb, war Mascolo Talkshow-Gast bei »Anne Will« und anderen Polit-Simulationen im Fernsehen. Diese TV-Kompatibilität verschaffte ihm im Wettstreit der Hähne den entscheidenden Vorteil.

Links:

  1. http://www.spon.de