nd-aktuell.de / 04.03.2011 / Sport / Seite 19

Lust auf mehr in sibirischer Kälte

Zum Auftakt der Biathlon-WM holt die deutsche Mixedstaffel Silber hinter Norwegen

Patrick Storzer, SID

Als Andrea Henkel bei der Blumenzeremonie für die Medaillengewinner versehentlich zuerst auf das oberste Treppchen sprang und über ihr Missgeschick lauthals loslachte, huschte auch kurz ein Lächeln über das Gesicht von Michael Greis. Dabei war dem 34-Jährigen in der sibirischen Kälte überhaupt nicht zum Lachen zumute, nachdem er als Schlussläufer der Mixedstaffel die Goldmedaille zum Auftakt der Biathlon-Weltmeisterschaften in Chanty Mansijsk noch aus der Hand gegeben hatte.

Geschlagen vom norwegischen Gesamtweltcup-Führenden Tarjei Bö, musste sich Greis zusammen mit Henkel, der überragenden Magdalena Neuner und Arnd Peiffer mit Silber vor Frankreich begnügen. »Ich habe mich träge gefühlt und schon in der ersten Runde gemerkt, dass läuferisch nicht viel geht«, erklärte Greis.

»Wir wollten eine Medaille, das haben wir geschafft«, sagte Männer-Trainer Mark Kirchner. »Das war ein Rennen, das Lust auf mehr macht«, sagte Frauen-Trainer Gerald Hönig, der zufrieden mit seinem Duo war: »Man hat gemerkt, dass es der WM-Auftakt ist. Beide waren vorsichtig im Liegendschießen, sie sind über die Sicherheit zum Ziel gekommen«.

Henkel hatte das deutsche Team beim ersten Schießen kurz geschockt, als sie sich im Liegendanschlag zwei Nachlader leistete. Doch mit ihrer ganzen Routine blieb die sechsmalige Weltmeisterin an der führenden Norwegerin Tora Berger dran. Da die 33-Jährige auf der Strecke mit »schweren Beinen« kaum etwas gutmachen konnte, wechselte sie mit knapp 25 Sekunden Rückstand als Fünfte.

Eine absolut perfekte Vorstellung in der Loipe und am Schießstand zeigte Neuner. Im direkten Duell versagten Ann Kristin Flatland die Nerven, mit die Norwegerin schoss zwei Fehler. Die Wallgauerin blieb fehlerfrei und lief einen Vorsprung von 24,7 Sekunden heraus. »Dafür, dass ich letzte Woche noch mit Fieber im Bett gelegen habe, war das schon sehr positiv«, freute sich die 24-Jährige.

Gegen den 14-maligen Weltmeister Ole Einar Björndalen musste sich dann Peiffer behaupten. Mit zwei Nachladern im Stehendanschlag machte er es noch einmal spannend, doch auch der Altmeister patzte. Peiffer gab Greis über 20 Sekunden Vorsprung mit auf den Weg. Als der im Liegendschießen gleich zweimal nachladen musste, nutzte Bö seine Chance. Er traf schnell alle Scheiben, schloss auf, war bei der nächsten Zwischenzeit schon vorn und rettete diesen Vorsprung mit einem Nachlader im letzten Schießen ins Ziel.

Mixedstaffel
Gold: Norwegen 1:14:22,5 h
Silber: Deutschland + 0:22,3 min
(Henkel, Neuner, Peiffer, Greis)
Bronze: Frankreich + 1:16,2 min