nd-aktuell.de / 11.03.2011 / Wissen / Seite 14

Bildungsrauschen

Widerstand gegen PISA-Vergleiche

Lena Tietgen

Der Soziologe Wolf Lepenies postet am 7. März 2011 auf www.welt.de/kultur/article12702689,[1] dass die Kultusministerkonferenz (KMK) Zensur ausübe, denn diese untersage der Wissenschaft, eine vergleichende Studie zu den PISA-Ergebnissen der Bundesländer zu erstellen. Mit Rückgriff auf die Gründerzeit, in der Deutschland im Wettbewerb der Nationalstaaten »Weltgeltung« erlangt habe, plädierte Lepenies für »echten« Wettbewerb der Bundesländer, bei dem diese gestimmt sein müssten, »die Leistungen ihrer Schüler genau messen zu lassen«. Die Diskussion ist entfacht.

Pisakritiker fragt: »Vielleicht liegt's auch daran, dass Pisa eigentlich Murks ist? Hat sich schon 'mal jemand Gedanken gemacht, wie der Zusammenhang zwischen Pisa und Berufserfolg, PISA und Unierfolg, PISA und zufriedenes Leben ist? Wer glaubt denn, dass PISA aussagekräftig ist?« jochen unterstützt: »Warum haben wir denn die PISA-Studien? Ich will meine Kinder nicht von morgens bis abends einsperren lassen, damit sie wie in China irgendwelche Inhalte runterbeten können. Das bringt PISA. Wir sollten weiterhin das Lernen und die Neugier ausprägen ohne platt auswendig lernen zu lassen. Was hinter PISA steckt, wird eh niemals verraten, dafür sorgt schon Bertelsmann.«

Ähnlich argumentiert Hegel und Kant: »Vergleichen, messen, in Zahlen umsetzen: alles schön und gut – aber das macht keine Bildungsqualität aus. Es entsteht ein schönes Zahlensystem mit Statistiken und geilen Kurven, sonst nichts. Misstraut aus Eurer Vernunft heraus – und aus der Intelligenz des Arguments heraus – den Künsten der statistischen Apparatchiks! Nichts macht Kanada mit einer deutschen Stadt vergleichbar im Sinne dieses Artikels (...) Die Methode der vergleichenden Bildungsforschung hat ihre Aussagegrenze längst erreicht.« michael betont: »wenn ich politiker seit 10 jahren höre, dass man mehr für bildung tun muss – ja dann muss ich halt einfach mal 4-5 jahre DOPPELT so viel Geld in die Hand nehmen, und nicht Stückwerk betreiben. Ein Witz ist das, egal von welcher Partei das kommt.« 11/12 stimmt zu: »Und Geld muss fließen in die Bildung! Es kann nicht sein, dass sich die (Hoch-)Schulen selbst finanzieren bzw. von Gebühren leben müssen und sich der Staat klammheimlich aus der Bildungsfinanzierung zurück zieht.«

Schiefe Turm von Pisa gähnt: »Uahhh! Das Thema ist schon so uralt! In Deutschland wird alles ignoriert und ausgesessen. Was hat sich seit der ersten PISA-Studie geändert? Was ändert sich überhaupt noch? Schul-Vollzugsanstalten werden gepflegt.« Und gregert wütet: »Wann wachen die Verantwortlichen endlich auf? Unser 3-gliedriges Schulsystem ist doch tiefes Mittelalter. Aber die Konservativen wollen keine bessere Bildung der unteren (begabten) Schicht (...).«.

Links:

  1. http://www.welt.de/kultur/article12702689,