Kabul: Streit um zivile Opfer

»Afghanistan Rights Monitor« beanstandet Zahlen der UN-Mission

  • Samuel Weber
  • Lesedauer: 2 Min.
Der US-Oberkommandeur in Afghanistan, David Petraeus, hat jetzt in Washington »bedeutende Fortschritte« am Hindukusch konstatiert – trotz immer mehr ziviler Opfer. »Afghanistan Rights Monitor« (ARM) nannte derweil die Zahlen der UN-Mission im Lande (UNAMA) intransparent und voreingenommen.

Die Nichtregierungsorganisation ARM hat der UN-Mission in Afghanistan politische Spiele und das Verbreiten von falschen Informationen vorgeworfen. UNAMA behauptet in einem in der Vorwoche veröffentlichten Bericht, die ISAF- Soldaten hätten 2010 bedeutend weniger Zivilisten getötet als in den Jahren zuvor. Bereits im Februar veröffentlichtes Datenmaterial von ARM führt jedoch zu gegenteiligen Schlussfolgerungen. Die UN-Mission spricht in ihrem Bericht über den Schutz der Zivilisten in Afghanistan von einem Anstieg ziviler Opfer um 15 Prozent auf 2777 Fälle. Dabei werden die Aufständischen für 75 Prozent verantwortlich gemacht. Regierungstruppen hingegen wären zunehmend um den Schutz der Bevölkerung bemüht. Nur 16 Prozent der Getöteten gingen auf ISAF-Aktionen zurück – verglichen mit 2009 ein Rückgang um 26 Prozent.

Unabhängige Menschenrechtsgruppen wie »Afghanistan Rights Monitor« reagieren mit heftiger Kritik auf diese Darstellungen. So würde sich die UNAMA, anstatt den Menschen zu helfen, an politisch motivierten Schuldzuweisungen und dem Verbreiten von Falschinformationen beteiligen. Dabei sei es für die Bevölkerung zweitrangig, welche Konfliktpartei für die vielen Opfer verantwortlich sei.

Sowohl die NATO als auch die Aufständischen würden systematisch versuchen, ihre Verbrechen zu verschleiern. Der Missbrauch ziviler Opfer für politische und strategische Zwecke vertiefe zunehmend die Gräben zwischen der Bevölkerung und denen, die behaupten, auf ihrer Seite zu stehen.

Besonders kritisiert wird die fehlende vergleichbare Datengrundlage des UNAMA-Berichts, bei dessen Erstellung auch die »Unabhängige Afghanische Menschenrechtskommission« mitgewirkt hat. Dies könne zu Missinterpretationen und Feindseligkeit bei den jungen und wirklich unabhängigen Menschenrechtsgruppen führen. In einem bereits im Februar veröffentlichten Report von ARM werden die NATO-Truppen zusammen mit den afghanischen Sicherheitskräften für 33 Prozent der zivilen Opfer verantwortlich gemacht. Während das Datenmaterial der UNAMA die Vorfälle wenig präzise beschreibt, lobte das »SCIENCE-Magazine« die hohe Transparenzschärfe der Werte von »Afghanistan Rights Monitor«.

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